Treffen in Sotschi: Putin und Erdoğan zu Getreidedeal und Friedensverhandlungen

Nach ihrem Treffen im russischen Sotschi am Montag haben Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdoğan Erklärungen abgegeben, unter anderem zum Schicksal des Getreidedeals, zu Friedensperspektiven in der Ukraine und zu den bilateralen Beziehungen beider Länder.

Der russische Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdoğan haben sich am Montag im russischen Sotschi zu einem mehrstündigen Gespräch getroffen. Auf einer Pressekonferenz im Anschluss an das Treffen äußerten beide Staatsoberhäupter ihre Auffassungen zur Entwicklung der wirtschaftlichen Kooperation beider Länder, zur Lage in der Ukraine sowie zum Schicksal des sogenannten Getreidedeals. 

Wie Putin betonte, hat der Rückzug Moskaus aus der Schwarzmeer-Initiative keine Auswirkungen auf den Weltmarkt: Die Preise sinken, und es gibt keine Nahrungsmittelknappheit.

"Es gibt Probleme mit der gerechten Verteilung. Das ist richtig. Aber das hat nichts mit dem sogenannten Getreidedeal zu tun", fügte der Präsident hinzu.

Russland sei zum Ausstieg aus den vor einem Jahr geschlossenen Vereinbarungen gezwungen gewesen und bereit, den ukrainischen Getreidehandel wieder aufleben zu lassen, sobald der Russland begünstigende Teil der Verträge erfüllt werde. 

Wladimir Putin erinnerte daran, dass Kiew die humanitären Korridore für terroristische Angriffe auf zivile Objekte genutzt habe, während Russland seine Garantien für die Sicherheit der Schifffahrt eingehalten habe. Gleichzeitig habe der Westen Moskau über die humanitären Ziele des Deals getäuscht – von den 32,8 Millionen Tonnen Fracht, die aus der Ukraine exportiert worden seien, seien mehr als 70 Prozent in reiche Länder gegangen, fügte der Präsident hinzu.

Russland werde bald damit beginnen, die ärmsten Länder der Welt kostenlos mit Getreide zu versorgen, kündigte Putin an. Außerdem sei Russland bereit, eine Million Tonnen Getreide für die Verarbeitung in der Türkei zum ermäßigten Preis zu liefern.

Erdoğan seinerseits sagte, er halte die Erwartungen Russlands für fair und die Bemerkung über die Notwendigkeit, Nahrungsmittel in die ärmsten Länder zu schicken, sei richtig.

In Bezug auf den Konflikt in der Ukraine erklärte sich der türkische Präsident bereit, als Vermittler zwischen den Parteien aufzutreten. Daraufhin erinnerte Putin daran, dass die durch Erdoğans Vermittlung erzielten Vereinbarungen "von Kiew auf den Müllhaufen geworfen wurden." Zu den Perspektiven von Friedensverhandlungen sagte der Präsident Russlands:

"Niemand wird dorthin (zu den damaligen Vereinbarungen – Anm. der Redaktion) zurückkehren. Wir hören von einigen neuen Initiativen, aber das ist nichts, was jemals mit uns besprochen wurde. Daher nehmen wir nichts Neues wahr."

Er erklärte, dass die sogenannte ukrainische Gegenoffensive nicht nur ins Stocken geraten, sondern inzwischen völlig gescheitert sei. Putin äußerte die Hoffnung, dass "es in Zukunft genau so sein wird." Er erinnerte daran, dass Moskau sich nie geweigert habe und sich auch nicht weigere, zu verhandeln.

Der russische Staatschef wies darauf hin, dass die Ukraine Anstrengungen unternehme, um die russischen Gaslieferungen in die Türkei durch eine Sprengung der russisch-türkischen Gasleitungen im Schwarzen Meer zu stoppen.

Das erste persönliche Treffen zwischen Putin und Erdoğan seit fast einem Jahr dauerte etwa drei Stunden. Die Delegationen tauschten sich zunächst im Rahmen eines allgemeinen Überblicks aus, dann setzten die beiden Politiker ihre Gespräche beim Mittagessen fort.

Mehr zum Thema - Nach Abkühlung der Beziehungen: Was steht beim Treffen von Putin und Erdoğan auf der Tagesordnung?