Im deutschen Maschinenbau herrscht weiter Auftragsflaute. Wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Montag mitteilte, sanken die realen, also um Preiserhöhungen bereinigten, Auftragseingänge im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um zehn Prozent. VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers erklärte:
"Unser Bild einer anhaltend schwachen globalen Investitionsnachfrage bestätigt sich. Noch sind die Auftragspolster für die kommenden Monate groß genug, aber es mehrt sich die Zahl der Unternehmen, die hier eine deutliche Veränderung spüren."
57 Prozent der Unternehmen hatten kürzlich in einer Umfrage des Verbands angegeben, dass ihr Auftragsbestand in den vergangenen drei Monaten geringfügig oder stark abgenommen habe. Laut Wiechers helfe der Branche derzeit noch das langfristig relativ hohe Auftragspolster. Im ersten Halbjahr sei der Umsatz stabil geblieben, im zweiten Halbjahr sei jedoch mit "Minusraten auch beim Umsatz und bei der Produktion" zu rechnen.
Im Mai stand im Auslandsgeschäft ein Minus von 18 Prozent in den Büchern, deutlich war der Rückgang vor allem im EU-Raum: Hier verzeichnete die Branche ein Minus von 36 Prozent.
Im Inland legten die Aufträge dagegen um neun Prozent zu. Laut Wichers wäre es im Inland ohne das Großanlagengeschäft ebenfalls zu einem Minus gekommen.
Auch in anderen Teilen der Industrie läuft es schlecht: Wie der Finanzdienstleister S&P Global am Montag zu seiner monatlichen Umfrage unter 430 Unternehmen mitteilte, brach der Einkaufsmanagerindex um 2,6 auf 40,6 Punkte ein. Der Index, der sich aus Kennzahlen für Auftragseingänge, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormaterialbeständen zusammensetzt, signalisiert erst ab einem Wert von 50 ein Wachstum.
Die schlechtere Performance gehe in erster Linie auf den anhaltenden Rückgang der Neuaufträge in der gesamten Branche zurück. Die Produktion sei bereits den zweiten Monat in Folge gedrosselt worden, auch das Auftragspolster werde dünner. Laut Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB) könne man jedoch nicht von einer "Vollbremsung" sprechen, denn ein Beschäftigungsabbau sei bisher nicht zu beobachten. Dennoch sei eine Rezession in der Industrie deutlich wahrscheinlicher geworden.
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