Bericht: Westen forderte Kiew auf, Russland während Wagner-Aufstandes nicht anzugreifen

Während des "Marsches der Gerechtigkeit", organisiert von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, sollen westliche Länder die Ukraine aufgefordert haben, das "Chaos innerhalb Russlands" nicht für Angriffe zu nutzen. Darüber berichtet die CNN mit Verweis auf einen US-Beamten.

Laut einem CNN-Bericht sind US-Geheimdienstler in der Lage gewesen, sich ein äußerst detailliertes Bild von den Plänen des Chefs der Gruppe Wagner Jewgeni Prigoschin zu machen, die vergangenes Wochenende zu einem bewaffneten Aufstand führten. Die Informationen seien jedoch streng geheim gehalten und lediglich an ausgewählte Verbündete weitergegeben worden, so die Quellen. Einige NATO-Vertreter sollen enttäuscht gewesen sein, dass diese Nachrichten nicht mitgeteilt wurden. Auch ukrainische Beamte seien laut dem Bericht über die Geheimdienstinformationen vorab nicht informiert gewesen.

Es sei allerdings nicht klar gewesen, wann genau Prigoschin handeln werde. Demnach soll er beschlossen haben, seinen Plan voranzutreiben, nachdem das russische Verteidigungsministerium am 10. Juni erklärt hatte, dass alle privaten Militärunternehmen einschließlich Gruppe Wagner ab Juli gezwungen sein würden, Verträge mit dem russischen Militär zu unterzeichnen.

Während des "Marsches der Gerechtigkeit" habe Kiew die Warnung erhalten, kein russisches Gebiet anzugreifen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass der Westen und Kiew Prigoschin helfen und die Souveränität Russlands bedrohen würden. Ukrainische Beamte seien davor gewarnt worden, das Chaos auszunutzen, um innerhalb Russlands zuzuschlagen, sagte ein Beamter. "Die Botschaft lautete, man solle hier keinen Ärger machen", erklärte er. Es sei eine interne russische Angelegenheit. "Die Ukraine wurde von ihren Verbündeten gewarnt, nicht zu provozieren. Man solle die Gelegenheiten auf ukrainischem Gebiet nutzen, sich aber nicht in interne Angelegenheiten einmischen oder militärische Einrichtungen innerhalb Russlands angreifen."

Zudem sollen hochrangige US-Beamte mit ihren Verbündeten in Kontakt getreten sein, um eine wichtige Botschaft zu wiederholen: "Der Westen solle schweigen und Putin keine Gelegenheit geben, den USA oder der NATO die Verantwortung an dem Aufstand zu geben."

Am vergangenen Freitag hatte Prigoschin einen "Marsch der Gerechtigkeit" auf Moskau angekündigt. Die russischen Behörden werteten sein Vorgehen als bewaffneten Aufstand und leiteten ein Strafverfahren ein. Die Wagner-Kämpfer übernahmen die Kontrolle über militärische Einrichtungen in Rostow am Don und drangen mit Ausrüstung und Waffen in mehrere russische Regionen ein. Unter Vermittlung des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko konnte die Situation bis Samstagabend entschärft werden. Die russischen Behörden haben zugesagt, das Strafverfahren gegen Prigoschin einzustellen und seine Soldaten nicht strafrechtlich zu verfolgen.

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