Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron soll den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa um die Teilnahme am für August geplanten BRICS-Gipfel gebeten haben. Medienberichten zufolge erörtere Macron diese Möglichkeit am 3. Juni in einem Telefongespräch mit Präsident Ramaphosa. Diese Nachricht wurde vom Élysée-Palast noch nicht bestätigt. Moskau soll Paris aufgefordert haben, eine Erklärung abzugeben. Die französische Außenministerin Catherine Colonna wird schon bald nach Südafrika reisen.
Obwohl das BRICS-Konzept von westlichen Medien weitgehend ignoriert wird, wollen derzeit etwa 30 Staaten der Vereinigung beitreten. Die jüngste Meldung zur möglichen Teilnahme Macrons am BRICS-Gipfel hat allerdings große Aufmerksamkeit in Frankreich erregt. Die chinesische Zeitung Global Times geht der Frage nach, warum eine mögliche Einladung Macrons zum BRICS-Gipfel für Überraschung sorgt: Es deute darauf hin, dass die Menschen die Teilung zwischen Norden und Süden und die Spaltung zwischen Osten und Westen unbewusst als Normalzustand angenommen hätten, "so dass selbst ein Gedanke, der diese Normen und Denkmuster durchbrechen könnte, ziemlich auffällig erscheint".
Andererseits klingt die Meldung nicht so überraschend. Denn Frankreich sei ein großes europäisches Land, das die historischen Veränderungen in der globalen Landschaft früh erkannt habe. Macron selbst habe bei mehreren Gelegenheiten überraschende Erklärungen abgegeben und damit ein gewisses Maß an Autonomie gegenüber Washington demonstriert. Aufgrund dieser Faktoren wäre es nicht besonders seltsam, wenn Macron am BRICS-Gipfel teilnehmen würde, so Global Times.
Macron betonte mehrfach, dass Europa "strategische Autonomie" anstreben sollte, und Frankreich hat auch eine Tradition der unabhängigen Diplomatie. Wenn Frankreich wirklich als Brücke zwischen den verschiedenen Lagern in der gespaltenen Welt agieren könne, werde es zweifelsohne seinen internationalen Status hervorheben und historische Leistungen erbringen, kommentierte Global Times.
Macron hat eindeutig solche Ambitionen und unternimmt solche Versuche und Anstrengungen. Nach Macrons Besuch in China im April drängte er Europa zu mehr strategischer Autonomie, was in Europa und den USA eine Tsunami-ähnliche Kontroverse auslöste. Es bleibt zu fragen, inwieweit Frankreich nach seinem eigenen Willen handeln kann oder ob es sich noch den starken Meinungen Washingtons beugen muss.
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