Einem Bericht der US-amerikanischen Tageszeitung Politico zufolge, bereite sich die Regierung von US-Präsident Joe Biden "im Stillen auf die Möglichkeit vor", dass die immer wieder angekündigte "Offensive der Ukraine" nicht den von Kiew gewünschten "totalen Sieg" bringen könnte.
Während die US-Regierung die Ukraine in der Öffentlichkeit"unerschütterlich" unterstütze, haben US-Beamte unter vier Augen die Befürchtung geäußert, dass das Weiße Haus ins Kreuzfeuer der Kritik geraten könnte, sollte "die Offensive" hinter den Erwartungen zurückbleiben. Das berichtete Politico am Montag unter Berufung auf mehrere anonyme Beamte.
Die "Falken" würden behaupten, die USA und ihre Verbündeten hätten der Ukraine nicht genügend Waffen und Munition zur Verfügung gestellt, während die "Tauben" dies als Beweis dafür sehen würden, dass Kiew nicht gewinnen kann, schreibt die Zeitung weiter.
"Wenn die Ukraine auf dem Schlachtfeld nicht dramatisch gewinnen kann, stellt sich unweigerlich die Frage, ob es an der Zeit ist, die Kämpfe auf dem Verhandlungswege zu beenden", sagte Richard Haass, der Präsident des Council on Foreign Relations, gegenüber Politico. Er fügte hinzu:
"Es ist teuer, uns geht die Munition aus und wir müssen uns auf andere Eventualitäten in der Welt vorbereiten."
Ein US-Beamter, der um Anonymität bat, sagte gegenüber der Zeitung, die USA haben die Ukraine mit Waffen und Ausrüstung "überschwemmt" und alles, was Kiew angefordert habe, "fast abgeschlossen". Aber hinter verschlossenen Türen seien die USA "besorgt darüber, was die Ukraine erreichen kann".
Nach Ansicht des US-Militärs hat sich der Konflikt zu einem Grabenkrieg entwickelt, in dem keine der beiden Seiten sehr weit oder sehr schnell vorankommen kann. Politico meldete ursprünglich, dass die Ukraine 100.000 getötete Soldaten zu beklagen habe, änderte dies jedoch später und bezog sich auf die Gesamtverluste, einschließlich der Verwundeten.
Die Zeitung stellte außerdem fest, dass die Streitkräfte Kiews "historische Mengen an Munition und Waffen" verbraucht haben und dass "selbst die enormen Lieferungen des Westens" ihren Bedarf nicht decken konnte.
Laut dem Bericht bezweifele das Pentagon inzwischen, dass die Ukraine ihr Ziel, die Krim zu erobern, erreichen kann, obwohl das US-Militär immer noch hoffe, die russischen Nachschublinien "behindern" zu können.
Ein ausgehandelter Waffenstillstand würde sowohl der westlichen als auch der ukrainischen Öffentlichkeit als vorübergehender Waffenstillstand verkauft werden, "der der Ukraine die Tür offen lässt, zu einem späteren Zeitpunkt mehr von ihrem Territorium zurückzugewinnen", so einige US-Beamte gegenüber Politico.
Zudem liege der Vorschlag auf dem Tisch, ein mögliches Abkommen mit "NATO-ähnlichen Sicherheitsgarantien" für Kiew, mehr Geld von der EU und noch mehr Waffen für das ukrainische Militär zu versüßen und gleichzeitig "China wieder einzubinden", um Russland zu Verhandlungen zu bewegen.
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