Der CIA-Direktor Bill Burns erklärte, er gehe davon aus, dass Iran noch nicht beschlossen habe, sein "Atomwaffenprogramm" wieder aufzunehmen, wenngleich er sein Uran auf ein Niveau knapp unterhalb der Nuklearschwelle angereichert habe. "Soweit wir wissen, hat das Staatsoberhaupt Irans Chamenei noch keine Entscheidung getroffen, das Waffenprogramm wieder aufzunehmen, das nach unserer Einschätzung Ende 2003 ausgesetzt oder gestoppt wurde", meinte Burns.
"Aber die anderen beiden Beine des Stuhls", von denen das Zentrifugenprogramm eines sei, "sind offensichtlich sehr weit fortgeschritten, sodass eine Urananreicherung auf 90 Prozent nur noch eine Frage von Wochen ist, sobald sich Iran entschließt, diese Grenze zu überschreiten." Auch bei einem weiteren der "Stuhlbeine", bei den Raketen- und Trägersystemen, "das heißt, bei der Fähigkeit, eine Atomwaffe zu ihrem Einsatzort zu transportieren", habe Iran Fortschritte gemacht. "Wir sehen zwar keine Anzeichen für eine letztliche Entscheidung, aber es gibt meiner Meinung nach in allen Bereichen Entwicklungsfortschritte in besorgniserregendem Tempo."
Burns wurde auch zu der israelischen Schätzung befragt, wonach Iran über genügend Brennstoff für vier Bomben verfüge, und insbesondere dazu, ob sich Iran auf einen Atomwaffentest vorbereite oder ob das Land inzwischen noch weit von dieser Möglichkeit entfernt sei. "Ja", sagte Burns und bekräftigte, dass Iran aktuell nicht in der Nähe dieses Punktes sei. "Und sie sind noch weit davon entfernt, zumindest nach unserer Einschätzung, was ihre Fähigkeit angeht, tatsächlich eine Waffe zu entwickeln. Aber ihre Fortschritte bei der Anreicherung sind, wie ich bereits sagte, ziemlich beunruhigend."
Seit April 2021 reichert Iran Uran auf einen Reinheitsgrad von 60 Prozent an. Mitte Juli 2022 erklärte Kamal Charrazi, ein hochrangiger Berater des iranischen Staatsoberhaupts Ali Chamenei, Iran sei technisch in der Lage, eine Atombombe herzustellen, aber es sei noch keine politische Entscheidung über eine solche Option getroffen worden.
Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde stellten kürzlich fest, dass Iran Uran auf einen Reinheitsgrad von 84 Prozent angereichert habe, der knapp unter dem für eine Atomwaffe erforderlichen Wert liegt. Es bleibt allerdings weiterhin unklar, ob Iran das Material absichtlich derart hoch angereichert haben könnte, oder ob die Konzentration das Ergebnis einer unbeabsichtigten Anhäufung war. Noch scheint Teheran von einer einsatzfähigen Bombe entfernt zu sein, zumal das Land derzeit nicht über die zur Zündung einer Atombombe nötige Technik verfügt.
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