US-Medien: Iran reichert Uran auf 84 Prozent an

Inspektoren der IAEA sollen in Iran Uran mit einem Anreicherungsgrad von 84 Prozent gefunden haben. Es ist allerdings noch unklar, ob Teheran das Material bewusst derart hoch angereichert hat. Ist Iran de facto zu einem atomaren Schwellenstaat geworden?

Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hätten in Iran Uran mit einem Reinheitsgrad gefunden, der nur knapp unter dem zum Bau einer Atombombe nötigen Wert liegt, behauptete Bloomberg am Sonntagabend. Das Uran sei auf 84 Prozent angereichert worden, berichtete die US-Nachrichtenagentur unter Berufung auf zwei Quellen aus Diplomatenkreisen.

Die IAEA erklärte am späten Sonntagabend auf Twitter, dass man sich der jüngsten Medienberichte über die Anreicherung bewusst sei. Die Inspektoren müssten nun feststellen, ob Iran das Material absichtlich produziert habe oder ob die Konzentration das Ergebnis einer unbeabsichtigten Anhäufung sei, so Bloomberg. Mit der Regierung in Teheran würden die Ergebnisse der jüngsten Prüfungen besprochen, hieß es in der IAEA-Erklärung. Seit April 2021 reichert Iran Uran auf einen Reinheitsgrad von 60 Prozent an. Vor drei Monaten, nachdem die IAEA eine Resolution gegen das Land verabschiedet hatte, begann Iran mit der Urananreicherung an einem zweiten Standort: Fordow, eine unterirdische Anlage, die in einen Berg hineingebaut wurde. Den Vorwurf, Atomwaffen bauen zu wollen, weist Teheran stets zurück.

Als erste Reaktion dementierte Iran die Meldung, wonach es Uran auf einen Reinheitsgrad von 84 Prozent angereichert habe.

"Bislang haben wir noch keinen Versuch unternommen, Uran über 60 Prozent anzureichern. Das Vorhandensein von Partikeln mit einer Anreicherung von mehr als 60 Prozent bedeutet nicht, dass eine Produktion mit einer Anreicherung von mehr als 60 Prozent erfolgt",

sagte der Sprecher der iranischen Atomenergieorganisation, Behrouz Kamalvandi, am Montag laut der iranischen Nachrichtenagentur IRNA.

Unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump stiegen die USA im Jahr 2018 einseitig aus dem Abkommen aus und verhängten neue Sanktionen gegen Teheran. Daraufhin zog sich auch Iran schrittweise aus seinen Verpflichtungen zurück und schränkte die Inspektionen seiner Anlagen durch die IAEA ein.

Im westlichen Sicherheitskreisen wird längst darüber spekuliert, ob Iran de facto zu einem "atomaren Schwellenstaat" geworden ist. Das bedeutet, dass das Land bereits über die Fähigkeit und das Wissen verfügt, eine Atomwaffe zu bauen, wenn es sich eines Tages dazu entschließen sollte. Derzeit wolle Iran aber erst einmal keine Bombe bauen, sondern sich in der Grauzone davor bewegen. Mitte Juli 2022 erklärte Kamal Charrazi, ein hochrangiger Berater des iranischen Staatsoberhaupts Ali Chamenei, Iran sei technisch in der Lage, eine Atombombe herzustellen, aber es sei noch keine politische Entscheidung über eine solche Option getroffen worden.

Noch scheint Iran von einer einsatzfähigen Bombe entfernt zu sein, da das Land derzeit nicht über die zur Zündung einer Atombombe nötige Technik verfügt. Das schließt allerdings nicht aus, dass Teheran an der Forschung über die Umwandlung von Uranmetall in Komponenten zur Zündung eines Atomsprengkopfes gearbeitet hat.

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