Weißrussland baut eine Volksmiliz auf, die nach Angaben von Verteidigungsminister Wiktor Chrenin bis zu 150.000 Personen umfassen könnte. Minsk beobachte die Entwicklungen in der Ukraine genau und sehe die Notwendigkeit einer Volksmiliz zusätzlich zum Militär des Landes, so Chrenin gegenüber der lokalen Nachrichtenagentur Belarus Sewodnja.
Die Gruppierung werde die Aufgabe haben, "die lokalen Behörden bei der Aufrechterhaltung der Ordnung während des Kriegsrechts zu unterstützen", das eingeführt werden könnte, wenn ein Konflikt in einem Nachbarstaat auf Weißrussland übergreife, so der Verteidigungsminister weiter. Die Hauptaufgabe der Miliz, so der Minister, werde darin bestehen, "in erster Linie das eigene Haus und Eigentum zu schützen und gemeinsam mit der Polizei für Recht und Ordnung zu sorgen". Chrenin unterstrich:
"Aktivitäten verschiedener Sabotagegruppen, ein Anstieg der Kriminalität, Plünderungen ‒ alles ist möglich."
Insbesondere würden die Einheiten in ländlichen Gebieten benötigt, "wo ein Bezirkspolizist manchmal mehrere Dorfgemeinden abdeckt", präzisierte Chrenin und fügte hinzu, dass die Volksmiliz auch in Städten eingesetzt werden könnte, wenn die örtlichen Behörden dies für notwendig erachten.
Auch Frauen werden sich an der Volksmiliz in Weißrussland beteiligen können. Сhrenin erklärte, dass für Freiwillige Ausbildungskurse vorgesehen seien, die "nicht viel Zeit in Anspruch nehmen".
Überdies wies der hochrangige Militärangehörige auch auf die Unterschiede zwischen der Volksmiliz und der Territorialverteidigung hin. Ihm zufolge seien die Einheiten der Territorialverteidigung militärische Formationen mit einer klaren Struktur, für die in Friedenszeiten Waffen, Ausrüstungen, Kommunikationsgeräte und andere militärische Ausrüstung vorgesehen seien. Diese sollen nicht nur an dem Ort, wo sie gebildet worden seien, Aufträge ausführen. Chrenin weiter:
"Die Volksmilizen sind Freiwillige, die wir mit Waffen ausstatten, und sie werden ihre Aufgabe nur zu Hause erfüllen, zu Hause wohnen und in den Unternehmen arbeiten, in denen sie auch in Friedenszeiten beschäftigt waren."
Das weißrussische Verteidigungsministerium hatte seine Absicht, eine Volksmiliz aufzustellen, bereits im Mai 2022 bekanntgegeben. Laut Präsident Alexander Lukaschenko sei diese Idee "durch die negativen Erfahrungen der Ukraine ausgelöst worden, als aufgrund des Personalmangels ältere Männer eingezogen werden mussten" und diejenigen, die nicht in der Armee gedient hätten. Im Herbst führte Weißrussland ein Experiment zur Organisation der Volksmiliz durch.
Mehr zum Thema - Lukaschenko: "Wollt ihr Frieden? Lasst uns morgen damit anfangen"