Chat-Roboter wie ChatGPT von OpenAI beeindrucken mit ihren Fähigkeiten, in sehr kurzer Zeit auf komplexe Fragen ausführliche und gut formulierte Antworten zu geben. Mit dem Chatbot "Bard" wollte Google auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz der Popularität des von Microsoft unterstützten ChatGPT etwas entgegensetzen.
Auch Bard sollte in der Lage sein, komplexe Themen wie die Entdeckung des Weltraums so einfach zu erklären, dass ein Kind sie versteht, oder alltäglichere Aufgaben übernehmen, beispielsweise Tipps für die Planung einer Party geben oder auf der Grundlage der im Kühlschrank noch vorhandenen Lebensmittel Vorschläge für das Mittagessen machen.
Google-CEO Sundar Pichai kündigte Anfang der Woche in seinem Blog an, der Bot solle zunächst einer Gruppe "vertrauenswürdiger Tester" zur Verfügung stehen, bevor er später in diesem Jahr allgemein veröffentlicht wird. Google machte die Existenz von Bard weniger als zwei Wochen nach der Bekanntgabe von Microsofts Milliardeninvestition in OpenAI publik, dem in San Francisco ansässigen Hersteller von ChatGPT und anderen Tools, die lesbaren Text schreiben und neue Bilder erzeugen können.
Microsofts Entscheidung, eine bereits getätigte Investition in Höhe von einer Milliarde Dollar in OpenAI im Jahr 2019 aufzustocken, erhöhte den Druck auf Google, in einem Technologiebereich aufzuholen, der nach Ansicht von Tech-Analysten eine ebenso große Umwälzung erfahren wird, wie es Personal Computer, das Internet und Smartphones in den letzten 40 Jahren in verschiedenen Phasen waren. Aktuell drängen die Softwareunternehmen in den Automarkt, deren Hersteller für die nahe Zukunft "Smartphones auf Rädern" versprechen.
Pichai hat in den letzten sechs Jahren die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz hervorgehoben. So wurde ein System namens "Language Model for Dialogue Applications" (LaMDA, etwa Sprachmodell für Dialoganwendungen) geschaffen, das für Bard zum Einsatz kommen soll.
Google plant, LaMDA und andere Technologien in seine vorherrschende Suchmaschine zu integrieren, um den Nutzern zu erlauben, Antworten auf immer kompliziertere Fragen über den Konzern zu finden. Ohne einen genauen Zeitplan zu nennen, wies Pichai darauf hin, dass die Instrumente der Künstlichen Intelligenz in naher Zukunft in der Google-Suche eingesetzt werden sollen.
Die neuen Bots beeindrucken mit der Fähigkeit, in kurzer Zeit Antworten auf sehr komplexe Fachfragen zu geben. Das sollte auch Bard tun. Doch während auch Bard sich gut ausdrücken und viele Informationen geben kann, sind diese nicht unbedingt korrekt, wie sich nun zeigte. Bei einer von Google verteilten animierten Grafik (GIF) wurde am Montag die Antwort von Bard auf die Frage gezeigt: "Welche neuen Entdeckungen des James-Webb-Weltraumteleskops kann ich meinem Neunjährigen erzählen?" Die Antwort beinhaltete auch die Aussage, das Teleskop habe "die allerersten Bilder eines Planeten außerhalb unseres eigenen Sonnensystems aufgenommen".
Einige Astronomen wiesen danach jedoch darauf hin, dass dies nicht stimmt. Das erste derartige Bild war 2004 vom Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte aufgenommen worden, schrieb der Astrophysiker Grant Tremblay. Tremblay schrieb auf Twitter, er wolle kein Idiot sein und sei sich auch sicher, Bard werde beeindruckend sein. "Aber fürs Protokoll: JWST hat nicht 'das allererste Bild eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems' gemacht." Der Forscher verwies dabei auf ein Foto, das von der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile aus 2004 aufgenommen worden war. Das Bild könne man auch auf einer Webseite der NASA ansehen.
Google hatte bei der Vorstellung von Bard am Montag selbst darauf hingewiesen, dass das System noch fehlerhafte Antworten liefern könne. Doch obwohl sich der KI-Bot noch in der Testphase befindet, wird er als Konkurrent des von Microsoft unterstützten ChatGPT gehandelt, einer äußerst beliebten KI mit eigenen Problemen.
Die Investoren zeigten sich vom schwachen Start von Bard sehr enttäuscht. Der Fehler wurde unmittelbar vor der Vorstellung von Bard durch Google auf einer Veranstaltung in Paris am Mittwochmorgen bemerkt. Sowohl die Aktie des Konzerns als auch der Technologieindex Nasdaq gaben daraufhin am Mittwoch nach, wenn auch unterschiedlich stark. Der Wert von Googles Muttergesellschaft Alphabet fiel um rund acht Prozent, als sich die Nachricht von dem Fehler verbreitete, und hat einen Verlust von 100 Milliarden Dollar erlitten.
Bard war unter dem Namen "Atlas" als Teil von Googles "Code Red"-Bemühungen entwickelt worden, um dem Erfolg von ChatGPT entgegenzuwirken. ChatGPT hatte seit seiner Freigabe Ende letzten Jahres zehn Millionen Nutzer anziehen können, aber gleichzeitig in Schulen und Universitäten Bedenken hinsichtlich seiner Fähigkeit hervorgerufen, ganze Aufsätze zu schreiben.
Künstliche Intelligenzen wie Bard liefern nicht immer genaue oder korrekte Ergebnisse. Sie durchforsten Billionen von Seiten mit Wörtern und Zahlen, deren Korrektheit nicht zwangsläufig gegeben ist, und geben die sich daraus ergebende wahrscheinlichste Antwort an.
Microsoft wies darauf hin, als es am Dienstag ankündigte, dass seine Suchmaschine Bing mit ChatGPT ausgestattet sein wird, das auf der von Microsoft finanzierten OpenAI-Plattform entwickelt worden war.
"Bing wird von KI angetrieben, daher sind Überraschungen und Fehler möglich", heißt es in einer Erklärung des Unternehmens.
Manchmal, so erklärte gar ein Microsoft-Mitarbeiter, "halluziniert das System". In der Tat zeigte sich beispielsweise beim Test des Handelsblatts, dass die neue Technologie in der Suchmaschine zunächst wenig mehr als der übliche Wikipedia-Eintrag bietet, darüber hinaus auf die Frage nach weiteren Informationen allerdings Falschinformationen abgibt und sogar auf Anfrage weiter ausführt.
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