Moskauer Student verfasst Abschlussarbeit mittels ChatGPT

Ein Moskauer Student berichtete auf Twitter, wie er den Chatbot ChatGPT seine Diplomarbeit schreiben ließ. Dafür benötigte er lediglich einen Tag. Nun fordert die Russische Staatliche Universität für Geisteswissenschaften, den Zugang zu der Text-Software einzuschränken.

Alexander Schadan, ein Student aus Moskau, prahlte auf Twitter, dass er seine Abschlussarbeit innerhalb eines Tages geschrieben habe – allerdings nicht allein, sondern mit dem Textprogramm ChatGPT. In einem ausführlichen Thread erläuterte Schadan Ende Januar, wie er die Beschränkungen in Bezug auf die Textlänge umgangen hatte und gab auch Einblicke in die Verwendung des Programms, um damit einen kohärenten Text anzufertigen. Der Vorgang dauerte nach seinen Angaben 23 Stunden: 15 Stunden für die Texterstellung und neun weitere Stunden für die anschließende Bearbeitung. Das Thema seiner Arbeit lautete "Analyse und Verbesserung des Managements eines Glücksspielunternehmens". 

Bei der Plagiatsprüfung sei festgestellt worden, dass die wissenschaftliche Arbeit zu 82 Prozent einzigartig sei. Der Prüfungskommission fielen die inhaltliche Inkohärenz und die sprachlichen Ungereimtheiten zwar auf, doch die Arbeit des Studenten wurde angenommen und mit dem Prädikat "befriedigend" bewertet. Schadan resümierte auf Twitter:

"Kurz gesagt, eine Abschlussarbeit mit ChatGPT zu schreiben ist cool. Man muss sie auf jeden Fall bearbeiten, aber das meiste erledigt die Maschine von alleine."

In einem Gespräch mit der Zeitung Kommersant sagte der Student, er habe seine Abschlussarbeit nicht selbst schreiben wollen, weil das sehr lange dauere. Auch habe er niemanden dafür bezahlen wollen.

"Ich dachte, es wäre großartig, einen Algorithmus zu entwickeln, und ich habe es mithilfe von ChatGPT geschafft".

Die Leitung der Russischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften forderte am Mittwoch, den Zugang zu dem Chatbot einzuschränken. "Aufgrund von negativen Auswirkungen auf das Lernen sowie Bedenken hinsichtlich der Verlässlichkeit und Genauigkeit der vom System generierten Inhalte kann es ratsam sein, den Zugang zu ChatGPT in Bildungseinrichtungen einzuschränken", hieß es aus dem Pressedienst der Universität. Ob Schadan dort studiert, ist unklar.

ChatGPT ist eine Software auf Basis Künstlicher Intelligenz, die auf der Analyse gewaltiger Textmengen und Daten beruht, und die darauf ausgerichtet ist, die menschliche Sprache nachzuahmen. OpenAI machte ChatGPT im vergangenen Jahr öffentlich zugänglich. Die Software wird auch in Deutschland immer bekannter. 

Mittlerweile gelingt es ChatGPT, die menschliche Sprache so gut nachzuahmen, dass die Sorge wächst, dass damit bei Schul- und Studienarbeiten geschummelt werden könnte oder sich im großen Stil Desinformationskampagnen damit in Gang bringen lassen. Die Hersteller der Software versuchen nun, die Folgen ihrer Erfindung in den Griff zu bekommen. Die Entwicklerfirma OpenAI veröffentlichte diese Woche ein Programm, das in der Lage sein soll zu unterscheiden, ob ein Text von einem Menschen oder einem Computer geschrieben wurde.

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