Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij wird im Rahmen einer seltenen Auslandsreise am Mittwoch in Großbritannien erwartet. Selenskij werde in London Premierminister Rishi Sunak treffen, sich ans Parlament wenden sowie ukrainische Soldaten besuchen, die von der britischen Armee ausgebildet werden, teilte Downing Street am Mittwochmorgen überraschend mit.
Die erste und bislang einzige öffentlich bekannte Auslandsreise Selenskij nach Beginn der militärischen Eskalation in der Ukraine hatte den Präsidenten kurz vor Weihnachten nach Washington geführt. Großbritannien zählt mit den USA und der EU zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine.
Anlässlich Selenskijs Besuch kündigte London an, sein Ausbildungsprogramm für ukrainische Soldaten zu erweitern. In den vergangenen sechs Monaten haben rund 10.000 Ukrainer militärische Trainings in Großbritannien durchlaufen, im laufenden Jahr sollen weitere 20.000 hinzukommen. Premier Sunak zufolge sollen künftig auch Kampfpiloten und Marinesoldaten ausgebildet werden. Sunak erklärte:
"Präsident Selenskij Besuch ist ein Zeugnis für den Mut, die Entschlossenheit und den Kampfgeist seines Landes und Zeugnis der unerschütterlichen Freundschaft unserer beiden Länder."
Das erweiterte Ausbildungsprogramm soll es ukrainischen Piloten nach Angaben der Briten ermöglichen, in Zukunft auch NATO-Kampfjets zu fliegen. Derzeit wird innerhalb des westlichen Bündnisses intensiv über die mögliche Lieferung solcher Flugzeuge an die Ukraine diskutiert.
Nach seinem Stopp in London wird Selenskij am Donnerstag in Brüssel erwartet. Bereits am Montag hatte es aus dem Europäischen Parlament geheißen, dass es die "Wahrscheinlichkeit einer außerordentlichen Plenartagung in Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten" gebe.
Am selben Tag treffen sich auch die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel zu einem Gipfel. Selenskij sei eingeladen worden, persönlich an einem Gipfel teilzunehmen, sagte ein Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel am Montagabend.
Die EU und ihre Mitgliedsstaaten haben nach eigenen Angaben bislang knapp 50 Milliarden Euro für die Ukraine mobilisiert. Zudem wurden gegen Russland zahlreiche völkerrechtswidrige Sanktionen verhängt. Auch Großbritannien wollte Russland am Mittwoch weitere Maßnahmen erlassen.
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(rt de/dpa)