Israelischer General erklärt, warum die Ukraine keine "Iron Dome"-Luftabwehr erhält

Seit Monaten wird darüber spekuliert, ob Israel sein effektives Luftabwehrsystem "Iron Dome" an die Ukraine liefern wird, wie Kiew es fordert. In einer Publikation zeigte sich ein israelischer General skeptisch: Ein solcher Schritt würde Gegenmaßnahmen Moskaus auslösen und Israels Sicherheit untergraben.

Es ist wenig wahrscheinlich, dass Israel der Ukraine sein Luftabwehrsystem "Iron Dome" (Stahlkuppel) liefern wird, da das israelische Militär eine harte Reaktion Russlands und einen ungewollten Technologietransfer befürchtet. Das bekundete der ehemalige nationale Sicherheitsberater des Landes, Brigadegeneral Jacob Nagel, in einem am Freitag in der Zeitschrift The National Interest veröffentlichten Kommentar.

Nagel kommentierte in seinem Artikel die jüngste Entscheidung Washingtons, der Ukraine seine erstklassige Patriot-Luftabwehrplattform zur Verfügung zu stellen, und merkte an, dass dadurch die Blicke nun auf Israel gerichtet seien, das sich stets geweigert hat, Luftabwehrsysteme an Kiew zu liefern.

Der General nannte mehrere Gründe für diese Weigerung. Zunächst einmal habe Israel "berechtigte Befürchtungen", dass seine Waffen, sollten sie in der Ukraine eingesetzt werden, von Russland erbeutet und "garantiert" zur Analyse nach Iran geschickt werden, so Nagel. Dies könnte Teheran, dem jahrzehntelangen Erzrivalen Tel Avivs, helfen, einen Weg zu finden, die Systeme zu überwinden, so Nagel.

Zudem habe das israelische Militär selbst "einen dringenden Bedarf an weiteren Systemen und Abfangjägern für den eigenen Schutz" gegen die libanesische Hisbollah und die palästinensische Hamas. Nagel wies weiter darauf hin, dass die Ausbildung des ukrainischen Personals für die Bedienung von Iron Dome einige Zeit in Anspruch nehmen würde, sodass diese Systeme für Kiew kurzfristig nutzlos wären.

Und noch einen Grund für die israelische Zurückhaltung nennt die Publikation in The National Interest

"Schließlich möchte Israel keine harte Reaktion Russlands auslösen, das im benachbarten Syrien eine bedeutende Präsenz unterhält."

Moskau scheine zwar einen Teil seiner Ausrüstung aus Syrien zu verlagern, sei aber insgesamt nicht im Begriff, das Land zu verlassen.

"Ob es Israel nun gefällt oder nicht, die russische Militärpräsenz ist wahrscheinlich ein langfristiges Problem, mit dem sich Israel auseinandersetzen muss",

resümierte Nagel.

Israel hat zwar Moskaus Militäroperation in der Ukraine verurteilt und humanitäre Hilfe nach Kiew geschickt, aber keine Sanktionen gegen Russland verhängt und sich trotz wiederholter Bitten geweigert, Waffen an die Ukraine zu liefern.

Letzten Monat erklärte Israels Verteidigungsminister Benny Gantz, dass das Land schlichtweg nicht über die Produktionskapazitäten verfüge, um die Ukraine mit Luftabwehrsystemen zu beliefern. Im Oktober warnte der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew Tel Aviv, dass die Beziehungen zu Moskau ins Trudeln geraten würden, sollte Israel Kiew mit Waffen unterstützen.

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