Russland hat keine Angriffe auf Ziele in der Nähe der polnisch-ukrainischen Grenze durchgeführt, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstag nach Berichten über den Einschlag einer vermeintlich russischen Rakete in dem Dorf Przewodów, bei dem zwei Zivilisten getötet wurden.
Die Raketensplitter, deren Fotos von polnischen Medien vor Ort veröffentlicht wurden, "haben nichts mit russischen Waffen zu tun", erklärte das russische Verteidigungsministerium. Russland habe keine Angriffe auf das Gebiet entlang der ukrainischen Grenze zu Polen durchgeführt, fügte das Militär hinzu. Äußerungen polnischer Medien und Beamter über den angeblichen Einschlag"russischer" Raketen in der Nähe des Dorfes Przewodów seien "eine bewusste Provokation, um die Situation zu eskalieren", so das russische Militär.
Polen hat für Dienstagabend eine Dringlichkeitssitzung seines nationalen Sicherheitsrates einberufen, nachdem berichtet wurde, dass mindestens zwei Zivilisten getötet wurden, als eine oder mehrere Raketen in dem Dorf in der Region Lublin, gleich hinter der Grenze zur Ukraine, einschlugen. Die Nachrichtenagentur AP berichtete unter Berufung auf einen ungenannten "hochrangigen US-Geheimdienstmitarbeiter", dass russische Raketen nach Polen eingedrungen seien, doch das Pentagon lehnte es ab, diese Behauptung zu bestätigen.
"Ich kann Ihnen sagen, dass wir derzeit keine Informationen haben, die diese Berichte bestätigen, und dass wir die Sache weiter untersuchen",
sagte Brigadegeneral Patrick Ryder von der US-Luftwaffe gegenüber Reportern, als er nach dem Vorfall in Przewodów gefragt wurde. Der polnische Regierungssprecher Piotr Mueller rief die Medien und die Öffentlichkeit auf, "keine unbestätigten Informationen zu veröffentlichen".
Offizielle Vertreter der baltischen Staaten gaben Russland die Schuld und forderten, Polen solle als Vergeltung Artikel 5 der NATO in Anspruch nehmen. Unterdessen beschuldigte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij Russland des "Terrorismus" und sagte, die NATO müsse gegen diesen "Angriff auf die kollektive Sicherheit" "handeln".
Die Herkunft der Raketen wurde in dem ursprünglichen Bericht des polnischen Rundfunks ZET nicht genannt, wie TASS meldet. Dieser hatte zuvor lediglich inoffizielle Quellen zitiert, wonach zwei Raketen in Getreidetrocknungsanlagen in dem Dorf Przewodów in der Wojewodschaft Lublin in Ostpolen an der Grenze zur Ukraine eingeschlagen seien und zwei Personen dabei getötet wurden.
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