Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEA erklärte am Donnerstag, sie gehe davon aus, dass Iran seine Bestände an hochangereichertem Uran weiter erhöht habe, und kritisierte Teheran dafür, dass es den Beamten der Behörde weiterhin den Zugang zu iranischen Atomanlagen und deren Überwachung verweigere.
Nach dem jüngsten Bericht der IAEA verfüge Iran über mehr als 62 Kilogramm an hochangereichertem Uran, also bis auf 60 Prozent Anteil des seltenen Isotops Uran-235 angereichert. Dies entspricht einer Erhöhung um 6,7 Kilogramm seit dem letzten Bericht der IAEA im September. Laut Experten reichen rund 50 Kilogramm dieses Materials für den Bau von Atomwaffen, falls es noch etwas höher auf 90 Prozent angereichert würde. Laut dem Bericht trieb Teheran seit dem September außerdem den Ausbau seiner Anreicherungsanlagen weiter voran.
Die stark eingeschränkte Überwachung des iranischen Atomprogramms führt laut IAEA zu einem immer ungenaueren Kenntnisstand über Aktivitäten in der Islamischen Republik Iran.
"Je länger die derzeitige Lage anhält, desto größer wird die Ungewissheit", betonte IAEA-Chef Rafael Grossi am Donnerstag. Seit Anfang 2021 kann die Behörde nicht mehr auf Daten ihrer Überwachungssysteme in Iran zugreifen. Und im vergangenen Juni musste sie 27 Kameras abbauen. Auch bei einer Rückkehr zu dem früheren Inspektionsmodus würden Informationslücken offen bleiben, hieß es.
In einem separaten Bericht, der der AP-Agentur zugespielt wurde, heißt es, dass der Generaldirektor der IAEA Rafael Grossi "ernsthaft besorgt" darüber sei, dass Iran noch immer nicht auf die Untersuchung der Agentur zu den "Spuren von Uran an mehreren Orten" in Iran eingegangen ist. Das Thema ist zu einem der wichtigsten Streitpunkte in den Gesprächen über ein neues Atomabkommen geworden.
Iran wies bereits diesen Vorwurf von Grossi über angebliche Spuren von Uran an mehreren Orten zurück und forderte die IAEA dazu auf, das iranische Atomprogramm nicht auf der Grundlage der von Israel vorgelegten "politisch motivierten" Dokumente zu beurteilen und zu kommentieren. US-Geheimdienste, westliche Staaten und die IAEA hatten behauptet, dass Iran bis 2003 ein organisiertes Atomwaffenprogramm betrieben hätte. Iran bestreitet seit Langem, jemals nach Atomwaffen zu streben, und besteht darauf, dass sein Atomprogramm friedlich ist.
Teheran verkündete im August überraschend den weiteren dramatischen Ausbau seiner Hochleistungszentrifugen zur Urananreicherung. Der Generaldirektor der IAEA qualifizierte daraufhin seinerzeit das Nuklearprogramm als "galoppierend". Der Westen fürchtet den Moment, an dem Iran die Schwelle zum Bau einer Atombombe überschreitet.
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