Streit um NATO-Beitritt Schwedens: Erdoğan lässt den schwedischen Premier abblitzen

Erdoğan hat den schwedischen Ministerpräsidenten in Ankara abblitzen lassen. Für einen NATO-Beitritt gab der türkische Staatschef weiterhin kein grünes Licht.

Der schwedische Premier Ulf Kristersson hat Präsident Recep Tayyip Erdoğan zum ersten Mal in der Türkei getroffen. Für einen NATO-Beitritt gab dieser jedoch weiterhin kein grünes Licht. Er hoffe auf größere Fortschritte bei einem nächsten Treffen zwischen der Türkei, Schweden und Finnland Ende November in Stockholm, sagte der türkische Präsident Erdoğan am Dienstag nach einer ersten Zusammenkunft mit dem neuen schwedischen Regierungschef Kristersson in Ankara.

Kristersson beteuerte in der türkischen Hauptstadt, dass sein Land ein Ende Juni geschlossenes Memorandum vollständig erfüllen werde, auch hinsichtlich des Kampfes gegen den Terrorismus. "Schweden wird allen Verpflichtungen nachkommen, die es gegenüber der Türkei eingegangen ist, um der terroristischen Bedrohung entgegenzutreten", sagte er. 

Erdoğan forderte bei der Pressekonferenz, Schweden müsse die "Terroristen" erst ausliefern. Kristersson betonte seinerseits die engen türkisch-schwedischen Beziehungen und erklärte, man werde sich an europäisches Recht halten, was die Überprüfung der einzelnen Auslieferungsanträge angehe. Erdoğan würdigte zwar erste positive Schritte, forderte aber auch die Auslieferung von Bülent Kenes, einem führenden Mitglied der Gülen-Bewegung, die in der Türkei FETÖ-Terrororganisation genannt wird.

Schweden und Finnland haben nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges ihre Sicherheitspolitik angepasst und auf Drängen der USA die Mitgliedschaft in der NATO beantragt. Die Türkei blockiert den Beitritt bislang und wirft den beiden Ländern die Unterstützung von Terroristen und Terrororganisationen vor.

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