Tucker Carlson ist ein US-amerikanischer Fernsehmoderator und politischer Kommentator. Seine abendliche Sendung "Tucker Carlson Tonight" beim Fox News Channel erreicht ein Millionenpublikum. In seiner Sendung rund um die Ereignisse der Nord Stream-Pipelines sprach Carlson zu Beginn von "einer der größten Umweltkatastrophen unser Zeit". Seine Sendung vom 27. September trägt den Titel "Dies ist eine Gräueltat".
Tucker Carlson stellt – nach einer kurzen Einführung in die jüngsten Ereignisse – zum eigentlichen Thema die entscheidende Frage: "Wie konnte das passieren?" Der Vorfall sei kein "Unfall", wobei er auf die von schwedischen Behörden bestätigten Unterwasserexplosionen verweist. Carlson sagt in seiner unverwechselbaren Art wörtlich:
"Es gibt also nur eine Erklärung für das, was passiert ist. Es handelte sich um einen Akt des Industrieterrorismus, was dem polnischen Premierminister sehr klar war."
In dem dazu eingeblendeten Videoausschnitt spricht der polnische Premier Mateusz Morawiecki von einem "Sabotageakt", der "wahrscheinlich die nächste Stufe der Eskalation, mit der wir es in der Ukraine zu tun haben, markiert". Carlson kommentiert dazu anschließend spitz, dass offenbar "der Hauptverdächtige natürlich klar sei" und spielt damit auf offizielle US-amerikanische Blickwinkel an. Die bewusst provokative Darstellung orientiert sich an der aktuellen Berichterstattung etwa der Washington Post oder auch Äußerungen des kanadischen Botschafters in den USA, in denen jeweils bereits Mutmaßungen über eine russische Aktion ausgesprochen wurden. Carlson fasst zusammen:
"Das wäre derselbe Mann, der die Inflation hier in den USA verursacht und Hillary Clinton die Wahl 2016 gestohlen hat. Das wäre Wladimir Putin."
Carlson fordert die Zuschauer auf "einen Moment lang darüber nachzudenken", ob diese Einschätzung einen Sinn ergeben würde. "Wladimir Putin mag böse sein", so sein Kommentar, um dann zu fragen:
"Sie [US-Medien und Politiker] sagen uns, dass er böse ist. Aber ist er auch dumm? Vermutlich ist er nicht dumm. Und dennoch, das ist das Merkwürdige daran: Wenn Sie Wladimir Putin wären, müssten Sie ein selbstmörderischer Idiot sein, wenn Sie ihre eigene Energiepipeline in die Luft jagen würden. Das ist das Einzige, was Sie niemals tun würden."
Russland habe mit den Gasleitungen ein elementares politisches Druckmittel – unter anderem gegen Deutschland – analysiert Carlson:
"Unter diesen Umständen ist es ausgeschlossen, dass sie [Russland] selbst Nord Stream 1 oder 2 in die Luft jagen! Nicht jetzt. Offensichtlich nicht. Es ist sogar so offensichtlich, dass sogar wir [die USA], nämlich unser berühmt-berüchtigter Außenminister Tony Blinken zuzugeben scheint", dass Nord Stream sabotiert wurde.
US-Außenminister Antony Blinken teilte am Dienstag Journalisten mit, es sei "in niemandes Interesse, wenn Anschläge oder Sabotageakte zu Gaslecks in den Nord-Stream-Pipelines führen" würden. Dann bringt Carlson als potentiellen Interessenten dieses undurchsichtigen Ereignisses den US-Präsidenten Joe Biden ins Spiel. Er erinnert an eine Äußerung Bidens auf einer Pressekonferenz Anfang Februar dieses Jahres. Auf die Frage einer Journalistin, wie die zuvor geäußerten Andeutungen Bidens zu verstehen seien, "Nord Stream 2 ein Ende zu setzen", ergänzte der US-Präsident zu dieser Bitte um genauere Erläuterung:
"Wir werden – das verspreche ich ihnen – in der Lage sein, es zu tun."
Biden hätte vermutlich sehr genau gewusst, warum er diese Formulierung benutzte. Denn er zum Beispiel auch hätte sagen können: "Ich werde Gaslieferungen aus Russland nach Deutschland stoppen", kommentiert Carlson, um dann unmissverständlich zu formulieren:
"Er [Biden] hat gesagt: Es wird kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen. Wir werden es ausschalten. Wir werden es in die Luft jagen."
Diese Antwort von Biden wäre damals nicht wirklich "ernst genommen worden". Carlson stellt den Widerspruch klar, dass Biden einerseits ein potenzieller Veranlasser der Explosionen sein könnte und damit auch verantwortlich für diese Umweltkatastrophe sein könne, anderseits sei er jedoch auch
"… der Mann, der Milliarden ausgibt, um die Auswirkungen von Kuh-Blähungen einzudämmen, wegen dem Methan."
Sollte Biden politisch verantwortlich sein, wäre dies "eine unvorstellbar rücksichtslose Tat. Und Carlson geißelt das wörtlich:
"So etwas würde man tun, wenn man einen Atomkrieg anzetteln wollte. Es wäre wahnsinnig. Und doch ist es im Rückblick offensichtlich, dass sie darüber nachgedacht hatten."
Neben dem US-Präsidenten hätte sich zudem auch Victoria Nuland, US-Politikerin im Außenministerium, etwa zeitgleich in diesem Sinne geäußert. Für Carlson ist Nuland "seit jeher eine Cheerleaderin des Krieges", was er seinen Zuschauer damit belegt:
"Sie hat schon an der Invasion im Irak mitgewirkt, sich nie entschuldigt und immer weitergemacht. Sie half bei der Planung des Staatsstreichs, der vor einigen Jahren die ukrainische Regierung stürzte. Sie ist zu so etwas fähig."
Nuland hatte nämlich im Januar dieses Jahres – ähnlich wie der US-Präsident – bereits angedeutet: "Wenn Russland auf die eine oder andere Weise in die Ukraine einmarschiert, wird Nord Stream 2 nicht weitergeführt":
Beide Äußerungen – von Joe Biden und Victoria Nuland – sind für Carlson "rückblickend erschreckend". Es gebe zwar keine eindeutigen Beweise für die US-Verantwortlichkeit, jedoch könne man nun bereits konstatieren:
"Wir können aber sagen, dass enge Verbündete des Weißen Hauses von Biden glauben, dass sie (die Amerikaner) es getan haben."
Carlson spielt damit auf den polnischen Ex-Außenministers und Vorsitzenden der EU-USA-Delegation im EU-Parlament Radosław "Radek" Sikorski an. In seinem Twitter-Profilbild steht Sikorski neben dem US-Präsidenten Biden. Und er twitterte gleich zweimal: "Es ist eine kleine Sache, aber sie macht glücklich" und "Vielen Dank, USA". Carlson will abschließend mit seinem Beitrag zwar "keine Anschuldigung erheben", weist die Zuschauer aber auch noch darauf hin, dass etwa zeitgleich zur Beschädigung der Nord Stream-Trassen die "Baltic Pipe" eingeweiht wurde. Diese Baltic Pipe wird künftig Erdgas von Dänemark nach Polen durch die Ostsee leiten – quer über Nord Stream von West nach Ost.
Carlson schließt seine Einschätzung damit, dass – wer immer für dieses Nord Stream-Ereignis verantwortlich sei – derjenige "damit eine der größten Katastrophen unserer Zeit und ihre Auswirkungen auf die Umwelt verursacht" hätte. Er resümiert:
"Wenn sie das getan haben, wäre das etwas von den verrücktesten und zerstörerischsten Dingen, was eine amerikanische Regierung je getan hat."
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