Seit Monaten schwelt ein Streit zwischen der Türkei und Griechenland über die Grenzziehungen im Mittelmeer. Vor Kurzem verschärfte sich die Lage, nachdem Griechenland ein türkisches Kampfflugzeug auf einem Patrouillenflug durch ein auf der Insel Kreta stationiertes Flugabwehrsystem anvisiert hatte.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan drohte Athen am Wochenende wegen dieses Vorfalls und erklärte, wenn Griechenland zu weit gehe, werde es einen hohen Preis zahlen. "Wir können mitten in der Nacht kommen. Dass ihr die Inseln besetzt, wird uns nicht hindern", fuhr er fort und stellte damit Souveränität Athens über mehrere Inseln im Mittelmeer in Frage.
Athen kommentierte den Vorfall zunächst nicht. Am Montag legte Erdoğan nach und sagte im Vorfeld seiner Balkan-Tour, Griechenland könne der Türkei weder politisch, wirtschaftlich noch militärisch das Wasser reichen. Zum Vorgehen Griechenlands gegen türkische Flugzeuge über dem Mittelmeer sagte Erdoğan, dass die Gespräche Ankaras mit der NATO andauern.
"In der Frage der jüngsten Freischaltung der Abwehrsysteme Griechenlands (zum Erfassen des türkischen Jets über dem Mittelmeer) bleibt die Sensibilität der Türkei mit Entschlossenheit bestehen." Griechenland sei sich dessen bewusst und habe sich daher entschlossen, die kritische Situation zu bereinigen, erklärte Erdoğan in der Hauptstadt Ankara, bevor er zu einer Balkanreise durch drei Länder – Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kroatien – aufbrach. Erdoğan verurteilte die "Doppelmoral" der US-Politik im Umgang mit dem Import schwerer russischer Waffen gegenüber der Türkei und Griechenland.
Das Außenministerium in Athen erklärte auf Erdoğans Rede, dass man sich nicht am rhetorischen Wettrüsten beteiligen werde, und unterrichtete stattdessen die EU, die NATO und die UNO über die Drohungen aus Ankara.
Bei der jüngsten Eskalation geht es vordergründig um die griechische Militärpräsenz auf den ostägäischen Inseln, von denen einige nur wenige Kilometer vor der türkischen Küste liegen. Ankara fordert mit Verweis auf den Vertrag von Lausanne aus dem Jahr 1923 seit Langem deren Demilitarisierung. Griechenland hat aber schon begonnen, die griechischen Inseln in der östlichen Ägäis zu militarisieren.
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