S-300 für Griechenland OK, S-400 für Türkei verboten? – Erdoğan kritisiert Doppelmoral der USA

Nach dem Erwerb vom S-400-Abwehrsystem durch die Türkei stellten die USA den geplanten Verkauf der F-35 an Ankara ein. Vor kurzem erfasste die in Russland hergestellte S-300 in Griechenland dann türkische F-16-Kampfjets über dem Mittelmeer. Nun kritisiert Erdoğan die Doppelmoral der US-Politik im Umgang mit dem Import schwerer russischer Waffen gegenüber der Türkei und Griechenland.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat erklärt, dass die Türkei in der Lage sei, jedes Rüstungsgut zu produzieren, zu dem ihr der Zugang verwehrt werde. Er kritisierte die USA dafür, dass Washington den Verkauf von F-35-Jets an Ankara wegen des Erwerbs von S-400-Luftabwehrsystemen blockiert hat. Dies berichtete die staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu Agency

Erdoğan verurteilte in einer Rede in Ankara die "Doppelmoral" der US-Politik im Umgang mit dem Import schwerer russischer Waffen gegenüber der Türkei und Griechenland. Die Anadolu Agency zitierte Erdoğan mit den Worten:

"Wir fragen uns, wie die USA darauf reagieren werden, dass Griechenland die S-300 Systeme vor den Augen der NATO-Luftstreitkräfte aktiviert."

Mit dieser Äußerung deutete der türkische Präsident auf den jüngsten Zwischenfall zwischen Athen und Ankara im östlichen Mittelmeer hin. 

Die in Russland hergestellten S-300-Luftverteidigungssysteme in Griechenland schalteten am 23. August ihren Radar frei, um türkische Kampfflugzeuge über dem Mittelmeer anzuvisieren. Daraufhin warf die Türkei ihrem Nachbarn und NATO-Staat Griechenland vor, ihre Flugzeuge über dem östlichen Mittelmeer und der Ägäis ins Visier genommen zu haben.

Erdoğan beschuldigte Griechenland, türkische Kampfflugzeuge mit seinem S-300-Luftabwehrsystem erfasst zu haben, und nannte den Vorfall einen "feindlichen Akt", der sich gegen die NATO und ihre Verbündeten richte. Griechenland wies diese Anschuldigungen jedoch zurück.

Während der Ukraine-Krieg weiter tobt, ist der Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland zu einem Kalten Krieg um Mittelmeergebiete herangewachsen. Im Mai eskalierte die Lage zwischen Griechenland und Türkei drastisch, nachdem sich der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis bei seinem Besuch in Washington, D.C., gegen amerikanische Rüstungsgeschäfte mit Ankara ausgesprochen hatte – ohne dabei allerdings die Türkei beim Namen zu nennen. Die USA drohten in letzter Zeit zudem, Griechenland mit hochmodernen F-35-Kampfflugzeugen aufzurüsten und damit eine gewisse Überlegenheit der türkischen Luftwaffe über den ägäischen Inseln zu beenden.

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