Bericht: Kanada schickt reparierte Gasturbine über Deutschland nach Russland

Der Streit um eine Gasturbine für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 ist vorerst beendet. Nach wochenlanger Unsicherheit hat Kanada die gewartete Turbine nach Russland zurückgeschickt, berichtete die russische Zeitung Kommersant am Montag. Kiew kritisiert die Entscheidung.

Ottawa hatte sich wegen der erlassenen Sanktionen zunächst geweigert, die gewartete Siemens-Gasturbine zurückzugeben, entschied sich dann aber doch dafür. Laut einem Bericht der russischen Tageszeitung Kommersant hat Kanada am 17. Juli die Turbine zurückgeschickt. Sie soll per Flugzeug nach Deutschland geliefert und anschließend mit einer Fähre und auf dem Landweg durch Finnland zur Verdichterstation Portowaja im Gebiet Leningrad nach Russland gelangen. Dies soll voraussichtlich am 24. Juli geschehen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Quellen. Anfang August müsste die Turbine demnach vollständig betriebsbereit sein.

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hatte zuvor die Entscheidung Kanadas scharf kritisiert, die Turbine zurückzugeben. In einem Telefongespräch mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau sagte Selenskij, dass die Bürger der Ukraine niemals einer Entscheidung zustimmen würden, die "gegen die Sanktionen verstößt". 

Der russische Energiekonzern Gazprom hatte die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 in der Ostsee seit Juni deutlich gedrosselt und die fehlende Turbine dafür verantwortlich gemacht. Seit dem 11. Juli fließt durch die Pipeline wegen Wartungsarbeiten gar kein Gas mehr. Die Arbeiten sollen bis zum 21. Juli dauern. Die Europäische Union zeigte sich jedoch besorgt, dass sich Gazprom angesichts der Spannungen zwischen Russland und dem Westen auch nach den Wartungsarbeiten der Turbine gegen einen erneuten Lieferstart stellen könnte.

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