Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) informierte auf ihrer Webseite zur Veranstaltung im Jahr 2021:
"Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnte im Jahr 2021 keine normale Münchner Sicherheitskonferenz durchgeführt werden."
Die traditionsgemäß in München im Februar eines Jahres stattfindende Sicherheitskonferenz ist seit 1963 das weltweit führende Forum für Außen- und Sicherheitspolitik. Durch soziale Medien wurde nun bekannt, dass in der rein digital abgehaltenen Veranstaltung im Jahr 2021 auch ein theoretisches Plan-Szenario durchgespielt wurde.
Im einleitenden Text auf der Webseite heißt es, dass der thematische Fokus neben der "Erneuerung der transatlantischen Beziehungen" im März 2021 auch auf "den in diesem Zusammenhang entscheidenden sicherheitspolitischen Herausforderungen" gelegen habe. Wie sich nun herausstellt, ging es nicht nur um politische und militärische Herausforderungen, sondern auch um gesundheitspolitische Ereignisse.
Im November des Vorjahres wurde das geprobte Szenario in einer Online-Broschüre zusammengefasst und von der Nuclear Threat Initiative (NIT) unter folgendem Titel veröffentlicht:
"Stärkung der globalen Systeme zur Vorbeugung und Reaktion auf biologische Bedrohungen von hoher Tragweite. Ergebnisse der Tabletop-Übung 2021, in Zusammenarbeit und Partnerschaft mit der Münchner Sicherheitskonferenz"
Das theoretische Problem der Gegenwart für die Teilnehmer der MSC (Seite vier in der Broschüre) lautet:
"Die Welt hat gesehen, wie globales Reisen, Handel, Urbanisierung und Umweltzerstörung das Auftreten und die Verbreitung von Bedrohungen durch Infektionskrankheiten fördern können. Die ernsten Risiken, die in die biowissenschaftliche Forschung und die technologischen Fortschritte eingebettet sind, die wichtige Möglichkeiten zur Bekämpfung dieser Risiken bieten, sind nach wie vor weniger bekannt."
Das fiktive Szenario wird wie folgt beschrieben (Seite sechs der Broschüre):
"Das Übungsszenario stellte eine tödliche, globale Pandemie dar, bei der ein ungewöhnlicher Stamm des Affenpockenvirus in der fiktiven Nation Brinia auftrat und sich innerhalb von 18 Monaten weltweit ausbreitete.
Letztendlich zeigte das Übungsszenario, dass der erste Ausbruch durch einen Terroranschlag verursacht wurde, bei dem ein Erreger verwendet wurde, der in einem Labor mit unzureichenden Biosicherheitsvorkehrungen und unzureichender Aufsicht hergestellt wurde."
Unter dem Punkt "Zusammenfassung des Szenarioentwurfs" findet der irritierte Leser den Hinweis auf den Beginn der "biologischen Bedrohung". Datum für den Ausbruch der Affenpocken war der 15. Mai 2022.
Im November 2021 berichteten deutsche Medien von Bill Gates' Warnungen vor Pockenviren:
"Bill Gates warnt vor Terroranschlägen mit Pockenviren.
Der Microsoft-Gründer warnte bereits lange vor der Corona-Pandemie vor Krankheitserregern. Nun hat er erneut Regierungen höhere Investitionen in die Forschung empfohlen. Sonst seien künftig auch neuartige Anschläge möglich."
Gates sprach zu diesem Zeitpunkt hinsichtlich möglicher Zukunftsszenarien seine Sorge aus. In einem Interview, ebenfalls vom November 2021, spekulierte er:
"Was wäre, wenn ein Bioterrorist die Pocken auf zehn Flughäfen einschleppen würde? Wissen Sie, wie die Welt darauf reagieren würde?"
Das in Berlin ansässige Robert Koch-Institut informierte in seinem Epidemiologischen Bulletin 20/2022 am 19. Mai 2022:
"Anfang Mai 2022 wurde im Vereinigten Königreich (VK) ein Fall von Affenpocken diagnostiziert, der nach einer Reise nach Nigeria aufgetreten war ... Am 18.05.2022 wurden auch bei fünf Männern in Portugal Affenpockeninfektionen bestätigt. Dort und ebenfalls in Spanien werden aktuell weitere Verdachtsfälle untersucht. In den USA wurde bei einem Mann, der vor Kurzem nach Kanada gereist war, eine Infektion mit Affenpocken bestätigt."
Mittlerweile wurden mehrere Affenpocken-Infektionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gemeldet, außerdem in Spanien, Portugal, Belgien, Frankreich, Italien sowie in Nordamerika, Lateinamerika und Australien.
Zu der Herkunft der Erst-Infektionsquellen heißt es, dass der erste deutsche Affenpocken-Betroffene ein 26-jähriger Brasilianer sei, "der von Portugal über Spanien nach Deutschland einreiste und sich seit etwa einer Woche in München aufhält", wo er auch behandelt wird. Belgische Behörden führen die Affenpockenfälle in dem Land auf ein großes Fetisch-Festival in Antwerpen zurück, wie der Focus berichtet.
Der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring analysierte in einem Artikel über die Broschüre des NIT folgende Parallelen zurückliegender Ereignisse:
"Die Liste der teilnehmenden Organisationen und Personen überschneidet sich teilweise mit der von Event 201.
Dabei waren wieder Dr. George Gao, der Generaldirektor der Gesundheitsbehörde Chinese Center for Disease Control and Prevention (China CDC) und Dr. Chris Elias von der Bill & Melinda Gates Foundation.
Außerdem dabei waren unter anderem Vertreter von Johnson & Johnson und Merck, der US-Regierung und der WHO, sowie Wolfgang Ischinger von der Münchener Sicherheitskonferenz."
Am 20. und 21. Mai 2022 beschlossen die G7-Gesundheitsminister auf ihrem Treffen im WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence in Berlin im Anschluss an die fiktive Übung eines weltweiten Pockenausbruchs durch einen Leopardenbiss einen "globalen Pakt zur Vorbereitung auf Pandemien". Häring resümiert die Erkenntnisse mit der überspitzten Feststellung:
"Die öffentlich-private Partnerschaft aus Pharmakonzernen, reichen Stiftungen, Regierungen und WHO ist genau auf dem richtigen Weg, um sicherzustellen, dass künftig gleich bei den ersten Anzeichen einer möglichen Pandemie, und nicht erst, wenn es schon viele Fälle oder gar Tote gegeben hat, die einzig hilfreichen, rigiden Maßnahmen Lockdowns, Kontaktverfolgungen, Abstandsgebote, Quarantäne und Maskenpflichten erlassen werden."
Laut der NIT-Broschüre zieht sich der theoretische Kampf gegen das weltweite Affenpocken-Virus mindestens bis Ende Dezember 2023.
Die Bundesregierung und das Bundesgesundheitsministerium prüfen mittlerweile die Notwendigkeit von "Affenpocken-Impfungen" von Risikogruppen und Kontaktpersonen, so das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Eine Pockenimpfung schützt vermutlich auch vor Affenpocken", lautet die Einschätzung des Ministeriums. Deutschland hat demnach "mehr als 100 Millionen Dosen auf Lager".
Die WHO-Expertin Rosamund Lewis teilte am Dienstag in Genf mit, dass der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aktuell "mehr als 250 Fälle von Affenpocken aus 16 Ländern" gemeldet worden wären. Diese Zahl an bestätigten Infektionen und Verdachtsfällen betreffe jedoch nur Länder, "in denen die Viruskrankheit zuvor nicht regelmäßig gehäuft aufgetreten sei", so Lewis laut der Deutschen Presse-Agentur.
Das Deutsche Gesundheitsministerium spricht laut dem RND aktuell von insgesamt "vier bestätigten Fällen in Deutschland, einer in München, drei in Berlin".
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