In einem Nespresso-Werk in Romont sind am Donnerstag 500 Kilogramm Kokain sichergestellt worden. Die Mitarbeiter des Kaffeekapselherstellers, der zum Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé gehört, alarmierten die Behörden, nachdem sie mysteriöses weißes Pulver in den frisch angelieferten Säcken mit Kaffeebohnen gefunden hatten, so die Freiburger Polizei.
Die Freiburger Regionalpolizei teilte mit, sie habe daraufhin mit einem Großaufgebot an Beamten einen "weiträumigen Sicherheitsperimeter" um den Fund errichtet. Zoll- und Grenzschutzbeamte wurden hinzugezogen. Daraufhin wurden die an diesem Tag per Zug an die Fabrik gelieferten fünf See-Container durchsucht, in denen mehr als 500 Kilogramm Drogen entdeckt und beschlagnahmt wurden. Erste Ermittlungen ergaben, dass die Container aus Brasilien gekommen waren.
Laut Marc Andrey, Sicherheitschef der Stadt Freiburg, stellt die Menge eine Ausnahme dar: "Ich denke, es ist auch eine der größten Beschlagnahmungen in der Schweiz, nicht die größte, aber eine der größten in der Schweiz."
Die Polizei teilte weiter mit, es habe den Anschein, dass das Kokain für den europäischen Markt bestimmt gewesen sei. Am Freitag berichteten die Strafverfolgungsbehörde der Europäischen Union, Europol, und die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, dass die Verfügbarkeit von Kokain in Europa "wahrscheinlich einen historischen Höchststand erreicht hat". Der Einzelhandelsmarkt für Kokain hatte in der EU im Jahr 2020 einen Wert von mindestens 10,5 Milliarden Euro. Die Schweiz ist kein EU-Mitglied, gehört aber zum Schengen-Raum, der visafreies Reisen zwischen vielen europäischen Ländern ermöglicht.
Die größten Mengen Kokain werden in belgischen, niederländischen und spanischen Häfen beschlagnahmt, aber auch in anderen Häfen tauchen immer größere Mengen auf. Dies deutet darauf hin, dass die Drogenhändler ihre Aktivitäten auf Häfen ausweiten, in denen die Maßnahmen zur Unterbindung des Kokainhandels als weniger intensiv wahrgenommen werden.
Das beschlagnahmte Kokain war nach Polizeiangaben zu mehr als 80 Prozent rein. Der Straßenverkaufswert wird auf mehr als 48 Millionen Euro (50 Millionen Schweizer Franken) geschätzt. Kaffeegenießer, die nun Sorge oder Hoffnung hegten, werden von der weißen Substanz aber wohl nichts mitbekommen. Die Drogen seien nicht mit Produkten des Unternehmens in Kontakt gekommen, hieß es.
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