Chinas staatliche Nachrichtenagentur wirft Washington "Finanzterrorismus" vor

In einem Kommentar bezichtigt Chinas amtliche Nachrichtenagentur die USA, ihre hegemoniale Stellung im internationalen Finanzsystem und die Dollardominanz willkürlich gegen andere Staaten als Waffe einzusetzen. Doch das führe letztlich zum Kollaps dieses Systems.

Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hat einen Kommentar zur Sanktionspolitik der Vereinigten Staaten veröffentlicht, in dem Washington "unbegrenzter Finanzterrorismus" vorgeworfen wird. Auch ohne einen einzigen Schuss abzufeuern oder Soldaten in der Ukraine zu stationieren, seien die Vereinigten Staaten gewissermaßen zu Beteiligten im militärischen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine geworden. Indem die USA ihre globale finanzielle Vormachtstellung als Waffe einsetzten, verschärfe Washingtons Finanzterrorismus die ohnehin schon hoch aufgeladene Konfrontation und sende Schockwellen um die Welt. Xinhua-Kommentare gelten aufgrund der besonderen Nähe der Nachrichtenagentur zur regierenden Kommunistischen Partei als Widerspiegelung der offiziellen chinesischen Politik.

Russland und der Rest der Welt spürten bereits die Folgen der im Zuge des russischen Einmarsches in die Ukraine verhängten US-Sanktionen, die viele russische Banken vom internationalen Finanzsystem SWIFT ausschlossen und beachtliche russische Finanzreserven beschlagnahmten. Die Sanktionen hätten die Preisanstiege bei Erdöl- und Erdgaspreisen verschlimmert. Die dramatischen Steigerungen bei einigen wichtigen Waren habe zu einer erhöhten Inflation in vielen Staaten geführt und die bereits stagnierende Weltwirtschaft weiter in die Krise gestürzt.

Vor dem Hintergrund dieser Situation stellt Xinhua fest:

"Es ist sehr deutlich, dass die Vereinigten Staaten unter Ausnutzung der weltweiten Dominanz des US-Dollars das internationale Finanzsystem in ein internationales Sanktionssystem umwandeln."

Innerhalb der letzten 50 Jahre hätten die USA das "maßlose Privileg", wie es Mitte der 1960er-Jahre der damalige französische Finanzminister und spätere Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing ausdrückte, in eine "maßlose Waffe der finanziellen Massenzerstörung" zum Einsatz bei geopolitischen Auseinandersetzungen verwandelt.

Die chinesische Nachrichtenagentur verweist darauf, dass Washington bereits Anfang dieses Jahrhunderts ähnliche Maßnahmen, die es jetzt gegen Russland anwendet, gegen Iran eingesetzt hatte. Noch heute spüre die iranische Wirtschaft die negativen Auswirkungen dieser Sanktionen. Xinhua warnt:

"Die jüngsten Sanktionen und Drohungen weiterer Sanktionen gegen Russland sind ein weiteres deutliches Beispiel dafür, dass Washington seine Dollar-Hegemonie immer skrupelloser für eigennützige Zwecke missbraucht. Die Weltgemeinschaft sollte wachsamer gegenüber Washingtons grenzenlosem Finanzterrorismus sein."

Die US-amerikanischen Aktionen erinnern alle Staaten an die gefährliche Möglichkeit, je nach aktueller Laune Washingtons von den globalen Finanzmärkten abgekoppelt zu werden.

Immer mehr Regierungen bewerteten die Entdollarisierung als Vorsichtsmaßnahme gegen den möglichen "Finanzterrorismus" Washingtons positiv. Der globale Rückgang des US-Dollars als Reservewährung falle nicht zufällig mit der immer häufigeren Anwendung finanzieller Sanktionen durch Washington zusammen. Xinhua verweist darauf, dass im Jahr 2000 noch 70 Prozent aller Devisenreserven in Dollar gewesen waren, während es im Jahr 2021 weniger als 60 Prozent waren. Dagegen werde die Bedeutung von Währungen einiger aufstrebender Ländern wie Chinas Renminbi größer.

"Menschen mit wirtschaftlichen Grundkenntnissen wissen, dass der Wert einer Währung auf dem Vertrauen der Menschen in ihren Emittenten beruht, in der Regel die Regierung eines Landes. Die schwindende Dominanz des Dollars ist ein prognostischer Indikator für das schwindende Vertrauen, das die Welt Washington entgegenbringt."

Wie im Geschicklichkeitsspiel Jenga stehe zwar der Turm der Dollardominanz noch, aber einige tragende Blöcke seien bereits herausgenommen worden. Ein vollständiger Kollaps könne sich zwar über einige Zeit erstrecken, aber angesichts des aktuell von Washington eingeschlagenen "schlechten und destruktiven Pfades" erscheine er letztendlich unabwendbar.

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