UN: Seit Machtübernahme der Taliban fast 400 Zivilisten in Afghanistan getötet

Nach UN-Angaben sind fast 400 Zivilisten bei Angriffen in Afghanistan ums Leben gekommen, seit die Taliban die Macht in Kabul übernommen haben. Mehr als 80 Prozent der Todesfälle stehen mit dem IS-Ableger in Afghanistan in Verbindung.

Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) sind fast 400 Zivilisten bei Angriffen in Afghanistan ums Leben gekommen, seit die Taliban im August 2021 die Macht in Kabul übernommen haben. Für mehr als 80 Prozent der Todesfälle sei dabei der IS-Ableger in Afghanistan, IS-Khorasan, verantwortlich.

Für den Zeitraum von August 2021 bis Ende Februar 2022 stellte die UNO 397 zivile Todesopfer durch Angriffe fest, die hauptsächlich von der Gruppe Islamischer Staat Khorasan (IS-K) ausgingen. Im gleichen Zeitraum wurden mehr als 50 Personen mit mutmaßlichen Verbindungen zu der extremistischen Gruppe getötet. 

Der IS-Ableger war Anfang 2015 von IS-Anhängern in Afghanistan gegründet worden. Anders als die Taliban, gehen die IS-K-Milizen gegen andere muslimische Gruppen in Afghanistan vor, etwa gegen die schiitische Hazara. Die Taliban folgen hingegen der relativ gemäßigten sunnitischen Rechtsschule der Hanafiten, die die Volkstraditionen und generell alle vier islamisch-sunnitischen Rechtsschulen inklusive des Schiitentums zulässt. Die IS-K soll sich nach den Unruhen, die infolge der raschen Rückeroberung des Landes durch die Taliban entstanden, im ganzen Land ausgebreitet haben. Im Juli 2021 hatte ein Bericht an den UN-Sicherheitsrat davor gewarnt, dass die IS-K in mehreren afghanischen Provinzen Schläfer-Zellen eingerichtet und seine Präsenz in Kabul verstärkt habe.

Als die Taliban dann im August die Macht übernahmen und die Gefängnisse öffneten, sollen sie zwar auch viele IS-Terroristen getötet haben. Dennoch gibt es Berichte über eine große Zahl von IS-K-Sympathisanten, die auf diese Weise wieder freikamen.

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