SPD-Politiker Stegner: Erster Überfall auf souveränes europäisches Land seit 75 Jahren

Vor allem in der westlichen Hemisphäre wird massive Kritik an der Ukraine-Operation des russischen Militärs geübt. Dem SPD-Mann Ralf Stegner wird auf Twitter nun ein lückenhaftes Verständnis der jüngeren europäischen Zeitgeschichte nachgesagt.

Am Donnerstagmorgen hatte die Ukraine-Operation der russischen Streitkräfte begonnen. Seither meldeten sich bereits viele Politiker zu Wort, um das militärische Eingreifen Russlands scharf zu verurteilen. Entsprechend werden von der westlichen Staatengemeinschaft Sanktionspakete geschürt, um Russland in seine Schranken zu weisen.

Zur Riege der Kritiker des politischen Berlin zählt auch der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner. Ohnehin einer der auf dem Kurznachrichtendienst Twitter aktiveren deutschen Politiker, positionierte auch er sich unmissverständlich in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen. Am Donnerstagmorgen twitterte er:

"Seit 75 Jahren gibt es in Europa erstmals wieder einen Überfall auf ein souveränes Land."

Der "Aggressor Putin", so Stegner weiter, "erweist sich als 'Kriegsverbrecher' und das internationale Bündnis von EU, NATO und anderen Staaten setzt die angekündigten gemeinsamen harten Sanktionen in Kraft".

Doch längst nicht alle "User" waren mit der Einlassung des SPD-Politiker einverstanden. So wurde dem Landes- und Fraktionsvorsitzende der SPD Schleswig-Holstein etwa ein selektives Geschichtsverständnis vorgeworfen. Dabei verwiesen Twitter-Nutzer auf das Jahr 1999, als NATO-Streitkräfte am 24. März damit begonnen hatten, die Bundesrepublik Jugoslawien zu bombardieren – ohne UN-Mandat.

Auch in anderen Ländern habe die NATO blutige Spuren hinterlassen, ohne dass dies für politische Persönlichkeiten wie Ralf Stegner Anlass für Empörung oder gar Rufe nach Sanktionen gewesen sei.

Andere verwiesen darauf, dass Deutschland womöglich zu den wohl größten Verlieren drakonischer Sanktionen gegen Russland zählen werde.

Wieder andere Twitter-Nutzer forderten hingegen, dass Russland nun auch vom SWIFT-System abgekoppelt werden müsse.

Derweil sorgt das Phänomen der selektiven Empörung angesichts der aktuellen Ukraine-Berichterstattung bei Twitter auch an anderer Stelle für Kritik und Irritationen.

Es dürften bei der Verurteilung kriegerischer Handlungen keine Unterschiede gemacht werden, die sich danach richten, in welcher Weltregion die Opfer zu beklagen seien, und von wem die Aggression ausgehe. 

"Lassen Sie sich Ihre moralische Solidarität mit Kriegsopfern nicht vom Eurozentrismus der Mainstream-Medien vorschreiben. Ein Menschenleben ist ein Menschenleben. Verurteilen Sie den Krieg überall."

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