In der Talkshow Anne Will hat sich Sahra Wagenknecht (Die Linke) am Sonntag für eine differenzierte Betrachtung des Ukraine-Konflikts eingesetzt. Besonders die Politik der US-Administration und der von ihr angeschlagene Ton gegenüber Moskau sieht sie kritisch. Sie beobachte mit Sorge eine "amerikanische[n] Aggressivität, mit der ein russischer Einmarsch herbeigeredet" werde.
Denn klar ist für Wagenknecht auch, wer von der Zuspitzung des Konflikts profitiert. Bevor sie schroff von der Juristin und Publizistin Constanze Stelzenmüller unterbrochen wurde, hatte die Politikerin gesagt:
"Der einzige Gewinner dieser Eskalation, das sind die Amerikaner, die gewinnen geopolitisch und wirtschaftlich."
Laut der 52-jährigen hat Russland kein Interesse an einer vom Westen herbeigeredeten Invasion der Ukraine. Moskau gehe es nach den negativen Erfahrungen der letzten 20 Jahre vielmehr um Sicherheitsgarantien. Was die Russen aus ihrer Sicht wollen, sei, dass ausgeschlossen werde, dass US-Soldaten und -Raketen in der Ukraine stationiert werden. Sie meint:
"Wenn man ihnen da Gewissheit gibt, wäre das genau der Weg, diesen Konflikt zu entspannen. [...] Vielleicht sollte man einfach mal ernst nehmen und respektieren, dass Russland Sicherheitsinteressen hat."
Daneben äußerte sich Wagenknecht auch zur NATO-Osterweiterung. Diese sei eine Provokation der Russen. Das westliche Militärbündnis gebe schließlich 18-mal so viel für Rüstung aus wie Russland und ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion immer mehr Richtung Osten vorgerückt.
Die aktuelle Situation erklärte Wagenknecht folgendermaßen:
"Wenn irgendein mittelamerikanisches Land einem Militärbündnis beitreten würde, das von Russland oder China geführt wird, dann wäre ein Riesenaufstand in den USA die Folge."
Bei CDU-Politiker Norbert Röttgen verfing diese Sichtweise offenkundig nicht. Er kritisierte die Linken-Politikerin, weil ihre Sichtweise zu 100 Prozent der des Kremls entspreche.
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