Seit Wochen nehmen ukrainische Zivilisten in ihrer Freizeit an militärischen Trainings teil, um – wie sie meinen – Russland abzuschrecken und für den Ernstfall vorbereitet zu sein. Darüber gab es in der westlichen Presse schon etliche Berichte (etwa hier, hier und hier), die in den meisten Fällen die ohnehin schon vorhandene Panik nach Kräften geschürt haben.
Tschechische Reportage
Nun ist in Tschechien eine Foto-Reportage erschienen. Diese dokumentiert, dass an der militärischen Ausbildung der Zivilisten nicht nur Armee-Angehörige, sondern auch Mitglieder der früher irregulären nationalistischen und faschistischen Freiwilligenverbände der Ukraine beteiligt sind. Der Bericht auf dem Portal iROZHLAS, der immerhin von einem Korrespondenten der tschechischen Nachrichtenagentur ČTK stammt, zeigt beispielsweise eine 79-jährige Dame, die von einem faschistischen Ausbilder trainiert wird.
Die Zugehörigkeit des Paramilitärs zu der faschistischen Formation des Regiments Asow ist in der Fotostrecke gut an dem Abzeichen erkennbar, das er auf dem Ärmel trägt. Nicht nur der Schriftzug "Asow" ist sichtbar, sondern auch die sogenannte "Wolfsangel", die der Verband von einer Division der Waffen-SS übernommen hat.
Aber nicht nur in den Bildern wird die Beteiligung faschistischer Verbände festgehalten. Auch in dem Begleittext zu der Fotostrecke wird das Regiment Asow wie selbstverständlich erwähnt – und auf jegliche historische oder politische Einordnung verzichtet.
So schreibt der tschechische Reporter mit offenkundiger Sympathie über das paramilitärische Training, das viele Ukrainer in den letzten Wochen durchlaufen haben. Anerkennend wird berichtet, dass die Kampfausbildung den Zivilisten Grundkenntnisse in den Bereichen Zivilschutz, Evakuierung und sogenannter "Heimatverteidigung" vermitteln würde. Tausende von Ukrainern verbrächten damit ihre Wochenenden in den Großstädten.
Regiment Asow in Mariupol
Sehr freimütig berichtet die tschechische Publikation, dass konkret in der Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine das Regiment Asow eine erste Übung abgehalten hat. Dabei hätten auch Frauen und ältere Menschen den Umgang mit Waffen gelernt. Die Ausbildung habe außerdem ein Erste-Hilfe-Training und eine Einweisung in den Umgang mit verschiedenen Arten von Sprengstoffen umfasst.
Der tschechische Korrespondent fährt im Stil von Frontberichterstattern fort:
"In Mariupol ist seit dem Morgen das Klicken von Gewehrläufen zu hören. Valentina Konstantinovna, die neunundsiebzig Jahre alt ist, hatte ihre eigenes. Sie ist sehr aktiv. Sie kam hierher, um zu lernen, wie sie ihr Land verteidigen kann. Sie nimmt es sehr persönlich."
Und er lässt die alte Dame zu Wort kommen:
"'Ich habe diese Ausbildung durchlaufen, aber ich werde wahrscheinlich kein guter Soldat sein, denn mein Körper ist nicht mehr so gut. Und die Waffe ist zu schwer für mich',
erzählt sie einem Reporter von Radiožurnál.
Schließlich heißt es voller Verständnis, dass sie und ihre gleichaltrigen Freunde einen anderen Weg gefunden hätten, um "ihrem Land zu dienen". Sie würden nun Tarnnetze für ukrainische Soldaten nähen – für die ukrainische Nationalgarde, deren Teil das faschistische Regiment Asow seit Herbst 2014 ist, und für die Armee.
Westliches Ukraine-Bild infrage gestellt
Der US-amerikanische Journalist Mark Ames kommentierte die tschechische Reportage mit sarkastischen Worten:
"Erstaunlich. Tschechische Medien berichten, dass Oma Valentynas Fototermin vom neonazistischen Asow-Bataillon organisiert wurde. Das bedeutet, dass ein echtes Nazi-Propagandainstrument der Liebling der angloamerikanischen Medieneliten ist. Wahrlich das Gesicht des ukrainischen Widerstands."
Und er fügte hinzu, dass der tschechische Bericht im Wesentlichen auch von der Irish Times bestätigt wurde:
"Die Bildunterschrift der Irish Times – 'organisiert von einer Einheit der ukrainischen Nationalgarde in Mariupol' – bestätigt im Wesentlichen die tschechische Berichterstattung."
"Nun ist es bestätigt: Der Mann vom Asow-Bataillon und sein Nazi-Wolfsangel-Symbol überwachen Baba Valentyna. Die US-Fernsehmedien, die dies in unsere Häuser beamen, halten natürlich diszipliniertes Schweigen – die Nazi-Insignien sind in Ordnung, man darf sie nur nicht laut erwähnen."
Die von Mark Ames auf Twitter verlinkten Clips des Bandera Lobby Blogs bestätigen ebenfalls die tschechische Reportage.
Immerhin kann man im Westen jetzt nicht mehr behaupten, man habe in der aktuellen Spannungssituation nicht ahnen können, welche Formationen auf ukrainischer Seite kämpfen. Schon während des Putsches in der Ukraine 2013/14 wurden von der westlichen Politik und den Medien zahlreiche Berichte über die massive Beteiligung ultranationalistischer und faschistischer Verbände am gewaltsamen Umsturz nach Kräften kleingeredet oder gänzlich ignoriert.
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