Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hat mit harten Worten das politische Vorgehen der westlichen Staaten in der Ukraine-Krise kritisiert. In einem Interview mit dem türkischen Staatssender TRT erklärte er am Donnerstag:
"Unnötige Äußerungen sollten vermieden werden. Kommentare, wonach Russland heute in die Ukraine einmarschieren wird, führen morgen zu Unruhen in der Ukraine. Sie fügen der Ukraine und ihrer Währung auch wirtschaftlichen Schaden zu."
Das Bild, das von einigen Akteuren im Westen gemalt werde, entspreche Çavuşoğlu zufolge nicht der Realität:
"Gibt es Spannungen? Ja, die gibt es. Besteht die Möglichkeit eines Konflikts? Ja, die gibt es. Aber wir müssen dies nicht mit Megaphon-Diplomatie zum Ausdruck bringen, wie es einige westliche Länder tun."
Die türkische Regierung sprach sich für einen Dialog mit Moskau aus:
"Als ein Staat, der gute Beziehungen zu beiden Seiten unterhält, unternehmen wir weiterhin Schritte, um die Spannungen zwischen Moskau und Kiew abzubauen."
Der türkische Topdiplomat unterstrich, dass einige Schritte der Türkei öffentlich erfolgen würden, andere hingegen über diplomatische Kanäle. Ankara sei sich jedoch dessen bewusst, dass es keine schnelle Lösung des Problems gebe. Im Augenblick sei es wichtig, Schritte zu unternehmen, die das Niveau der Spannungen reduzieren und eine Atmosphäre des Vertrauens schaffen.
Das türkische Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdoğan beabsichtigt Çavuşoğlu zufolge, zunächst die Spannungen zu entschärfen und anschließend Schritte hin zur Sicherung der langfristigen Stabilität in der Region zu unternehmen. Çavuşoğlu äußerte sich zuversichtlich zur Möglichkeit einer politischen Lösung der Krise:
"Die Ukraine erklärt sich mit der Vermittlung einverstanden. Auch Russland hat die Türen nicht verschlossen. Wir haben die russische Seite gebeten, den Termin für den Besuch des russischen Staatschefs bekannt zu geben. Wer Frieden und Ruhe, wirtschaftliche Entwicklung in der Region will, muss eine ausgewogene Politik betreiben."
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