Boris Johnson im Parlament unter Druck – sogar Telefonat mit Präsident Putin verpasst

Der britische Premier Boris Johnson steckt aktuell mitten in einem großen Skandal. Eine Parlamentsdebatte über seine angebliche Beteiligung an Partys während eines strikten Lockdowns verlief so dramatisch, dass Johnson sogar ein Telefonat mit Wladimir Putin verpasst haben soll.

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson erlebt derzeit eine eher schwierige Zeit in seiner politischen Karriere. Die im Zuge der COVID-19-Pandemie verhängten Lockdowns haben sich sowohl auf die nationale Wirtschaft als auch auf die mentale Gesundheit vieler Bürger negativ ausgewirkt. Daher ist es nicht überraschend, dass die Enthüllungen über die Partys, die das Büro des Premierministers mitten in einem strikten Lockdown organisiert haben soll und an denen sich Johnson angeblich selbst beteiligt hatte, für große Empörung der Öffentlichkeit und vor allem der Opposition sorgen.

Unter anderem soll der sogenannte "Partygate"-Skandal Johnson am Montag daran gehindert haben, an einer geplanten Videokonferenz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin teilzunehmen. Das Gespräch hätte um 16 Uhr GMT stattfinden sollen. Das Büro des britischen Premiers sagte die Konferenz jedoch ab, weil Johnson eine Debatte im Parlament zu seiner angeblichen Beteiligung an den Partys besuchen musste.

Der russische Staatschef und der britische Premierminister hätten die Situation um die Ukraine-Krise und die aktuellen Spannungen zwischen Russland und den westlichen Staaten diskutieren müssen. Die Downing Street erklärte später, ein konkretes Datum für das abgesagte Gespräch sei noch nicht festgesetzt worden, aber das Büro des Premiers werde sich darum bemühen, einen Termin abzustimmen.

Die britische Opposition verurteilte den Premierminister für das Verpassen einer Chance, zur Zeit einer "gefährlichen Krise, die den Frieden in Europa bedroht", mit Putin zu sprechen. Früher hatte Johnson im Vorfeld des Telefonats versprochen, den russischen Präsidenten vor der Überschreitung der ukrainischen Grenze zu warnen.  

Seit Monaten werfen Kiew und die westlichen Staaten Russland vor, sich angeblich auf einen Einmarsch in die benachbarte Ukraine vorzubereiten. Moskau weist die Vorwürfe entschieden zurück und erwidert, russische Truppen würden sich ausschließlich auf dem russischen Territorium bewegen, und das stelle für niemanden eine Bedrohung dar.

Die Spannungen nahmen weiter zu, als die NATO ankündigte, ihre Militärpräsenz in Osteuropa angesichts der angeblichen russischen Aggression zu verstärken. Kiew änderte aber danach seinen Ton und erklärte, die Situation an der Grenze zu Russland sei unter Kontrolle und es gebe keinen Grund zur Panik. Diese Wende der ukrainischen Führung könnte nach Ansicht einiger Experten durch negative Auswirkungen der Meldungen über einen baldigen Krieg auf die ukrainische Wirtschaft erklärt werden.

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