Meinungsverschiedenheit innerhalb der US-Delegation: Iran offen für direkte Atomgespräche mit USA

Richard Nephew, ein hochrangiger Berater des US-Sonderbeauftragten für Iran verließ die US-Delegation in Wien. Der ehemalige zweithöchste Funktionär des US-Verhandlungsteams war der Architekt der harten Wirtschaftssanktionen gegen Iran. Teheran signalisiert zugleich Bereitschaft zu direkten Atomverhandlungen mit Washington.

Die Wiener Gespräche mit Iran haben einen kritischen Punkt erreicht, da die US-Delegation intern gespalten darüber sein soll, wie die Atomverhandlungen zur erhofften Wiederbelebung des Atomdeals am besten fortgesetzt werden sollten. Das berichtet Wall Street Journal am Montag. 

US-Regierung bestätigte am Wochenende, dass Richard Nephew, ein hochrangiger Berater des US-Sonderbeauftragten für Iran das Team verließ. Nephew, der ehemalige zweithöchste Funktionär der US-Delegation war der Architekt der harten Wirtschaftssanktionen gegen Iran. Er hatte sich in den laufenden Verhandlungen für eine härtere Verhandlungsposition gegenüber Teheran ausgesprochen. Nephew nahm Berichten zufolge seit Anfang Dezember nicht mehr an den Wiener Gesprächen teil.

Die Entwicklung erfolgte nach dem Abgang von zwei weiteren Teammitgliedern, die in den vergangenen Wochen ähnliche Bedenken hinsichtlich der Richtung der Verhandlungen geäußert hatten. Zu den Fragen, die die US-Delegation gespalten haben soll, gehört, wie entschieden bestehende Sanktionen durchgesetzt werden sollten, falls Verhandlungen sich in die Länge ziehen – während Iran sein Atomprogramm weiter beschleunigt. Die internen Meinungsverschiedenheiten kommen zu einem entscheidenden Zeitpunkt, da US- und europäische Beamte behaupten, dass nur noch wenige Wochen verbleiben, um das Abkommen von 2015 zu retten, bevor Iran die Qualifikation erwirbt, genug Material für eine Bombe anzureichern.

Einige Diplomaten in der US-Delegation sollen bereits im Dezember darauf gedrängt haben, die Gespräche zu verlassen, nachdem das neue iranische Verhandlungsteam unter der Raisi-Regierung die meisten Vereinbarungen der vorherigen Regierung im Frühjahr 2021 rückgängig gemacht hatte. 

Iran lehnt seit der Aufkündigung des Abkommens durch die Trump-Regierung 2018 direkte Verhandlungen mit Washington ab. 

Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian erklärte jedoch am Montag, die Islamische Republik sei bei einem weiteren, günstigen Verlauf der Verhandlungen zu direkten Gesprächen mit den US-Amerikanern bereit. Die USA hätten wiederholt positive Signale bei den in Wien laufenden Gesprächen über eine Erneuerung des Atomdeals mit Teheran übermittelt, fügte er hinzu. Der iranische Präsident Ebrahim Raisi sagt auch am Mittwoch, dass ein Atomabkommen möglich sei, wenn die Sanktionen gegen Iran aufgehoben werden.

Die iranische Delegation hatte unlängst in Wien zwei neue Entwürfe zu den Verpflichtungen Irans in der Kernforschung vorgelegt, die sowohl die Aufhebung der US-Sanktionen als auch Teherans Rückkehr zu seinen atomtechnischen Auflagen beinhalten. Nun soll ein dritter Entwurf vonseiten Irans zur Wiederbelebung des Atomdeals verfasst worden sein. 

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