Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sagte, dass angesichts zunehmender Spannungen mit Moskau "leichte Panzerabwehrwaffen" nach Kiew geschickt werden. Das Vereinigte Königreich hat demnach mit der Lieferung leichter Waffen an die Ukraine bereits begonnen. Wie der britische Verteidigungsminister am Montag im Parlament erklärte, gehe es darum, die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine zu verbessern. Er betonte, dass die Waffen "keine Bedrohung für Russland darstellen", nachdem wiederholt Anschuldigungen laut wurden, dass Moskau eine Invasion in das Nachbarland plane. Wallace führte am Montagabend im Parlament an:
"Wir haben die Entscheidung getroffen, die Ukraine mit leichten Panzerabwehrwaffen zu beliefern."
Laut Wallace seien die ersten Lieferungen bereits am Montag im Land eingetroffen. Wallace erklärte zudem, seinen russischen Amtskollegen, Verteidigungsminister Sergei Schoigu, zu einem Treffen in London in den kommenden Wochen eingeladen zu haben, um das Konfliktthema zu diskutieren. Er fügte hinzu, dass "die derzeitige Kluft zwar groß, aber nicht unüberbrückbar" sei und er weiterhin hoffe, dass die "Diplomatie sich durchsetzen wird".
Zwar machte der Minister keine genauen Angaben zu Anzahl und Art der gelieferten Waffen an Kiew, betonte aber vor den Abgeordneten, dass es sich nicht um "strategische Waffen" handele. Zudem erklärte er, dass sie "keine Bedrohung für Russland darstellen" und von den ukrainischen Streitkräften nur "zur Selbstverteidigung" eingesetzt werden sollen. Eine "kleine Anzahl" britischer Armeeangehöriger werde außerdem in die ehemalige Sowjetrepublik reisen, um einheimische Soldaten im Umgang mit der neuen Ausrüstung auszubilden.
"Es handelt sich um eine kurzfristige Maßnahme…, aber sie würde die Beteiligten dazu bringen, innezuhalten und darüber nachzudenken, was sie tun, und wenn Panzer in die Ukraine rollen und dort einmarschieren sollten, dann wären sie Teil des Verteidigungsmechanismus", so Wallace weiter.
Die Regierungen des Vereinigten Königreichs und der USA sprechen weiterhin von einer unmittelbar bevorstehenden Invasion Russlands in der Ukraine, obwohl Moskau darauf besteht, dass es keine Pläne für einen bewaffneten Einmarsch verfolgt. Dennoch behauptete der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, am vergangenen Wochenende, Moskau würde einen "Vorwand" für eine Invasion "fabrizieren" und drohte mit einer "robusten Antwort", die Russland wirtschaftlich treffen würde. Ein Vorschlag, Moskau aus dem internationalen Banken-Netzwerk SWIFT auszuschließen, liege Berichten zufolge weiterhin auch als Option auf dem Tisch.
Sullivans Warnung sowie Londons Zusage, das ukrainische Militär zu bewaffnen, kommen einige Tage, nachdem in einem Bericht der New York Times (NYT) mehrere hochrangige Beamte der Biden-Administration offenbarten, dass die Vereinigten Staaten einen ukrainischen Aufstand zu unterstützen planen, sollte "der russische Präsident Wladimir Putin in die Ukraine einmarschieren".
Den Aussagen von Wallace zufolge werde das britische Militärpersonal, das die Ausbildung an den Waffensystemen durchführen soll, nach Abschluss der Schulung in das Vereinigte Königreich zurückkehren.
Derweil berichten kanadische Medien, dass "eine kleine Gruppe kanadischer Spezialkräfte" in die Ukraine entsandt wurde. Einem Bericht von Global News zufolge, in dem man sich auf nicht näher genannte Quellen beruft, sei eine kanadische Spezialeinsatztruppe "Teil eines Versuchs der NATO-Verbündeten, eine russische Aggression in der Ukraine abzuschrecken und Wege zur Unterstützung der ukrainischen Regierung zu finden". Weiter heißt es im Bericht, dass die Einheit "auch mit der Ausarbeitung von Evakuierungsplänen für das kanadische diplomatische Personal im Falle einer groß angelegten Invasion beauftragt wurde". Näheres über die genaue Anzahl der entsandten Soldaten wurde nicht genannt.
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