Das Pharmaunternehmen BioNTech und sein US-Partnerkonzern Pfizer wollen gemeinsam einen Impfstoff gegen Gürtelrose entwickeln. Wie die beiden Unternehmen am Mittwoch mitteilten, soll es das erste derartige Vakzin auf Basis der mRNA-Technologie werden, auf der auch der Corona-Impfstoff der beiden Unternehmen beruht. Die klinischen Studien sollen in der zweiten Hälfte des Jahres starten.
Für die beiden Firmen ist es das dritte gemeinsame Impfstoff-Projekt: Neben den Corona-Impfstoffen arbeiten sie bereits an einem neuartigen Grippe-Impfstoff auf mRNA-Basis, bei dem die klinischen Tests im September 2021 starteten. Beim neuen Gürtelrose-Impfstoff sollen nach Unternehmensangaben eine von Pfizer entwickelte Antigen-Technologie sowie das mRNA-Verfahren von BioNTech genutzt werden. Im Rahmen des neuen Projekts zahlt Pfizer 75 Millionen US-Dollar vorab an BioNTech und erwirbt zudem für 150 Millionen US-Dollar zusätzliche Aktien an dem Mainzer Unternehmen. BioNTech erhält zudem Anspruch auf Erfolgsprämien von bis zu 200 Millionen US-Dollar. Die Entwicklungskosten sowie die Bruttogewinne aus künftigen Produktverkäufen wollen sich beide Unternehmen teilen. BioNTech-Vorstandschef und Mitgründer Ugur Sahin sagte:
"Mit dieser Zusammenarbeit möchten beide Unternehmen ihr Know-how und ihre Ressourcen nutzen, um einen neuen mRNA-basierten Impfstoff gegen Gürtelrose zu entwickeln."
Ziel sei es, einen mRNA-Impfstoff "mit einem vorteilhaften Risikoprofil und hoher Wirksamkeit" zu entwickeln. Ebenso wie bei dem Corona-Impfstoff erhält überwiegend Pfizer das Recht, den potenziellen Impfstoff weltweit zu vermarkten. BioNTech erhält Vertriebsrechte in Deutschland, der Türkei und einigen Entwicklungsländern.
Gürtelrose ist eine schmerzhafte Krankheit, die durch die Reaktivierung des Varizella-Zooster-Virus verursacht wird. Die Erstinfektion erfolgt meist im Kindesalter und verursacht Windpocken. Danach verbleiben die Viren latent im Rückenmark, die Mehrzahl der Erwachsenen im Alter von über 50 Jahren trägt das Virus in dieser inaktiven Form in sich. Zu einem späteren Zeitpunkt kann das Virus dann Gürtelrose verursachen, insbesondere ältere Menschen und immungeschwächte Personen sind betroffen. Die Krankheit zeichnet sich vor allem durch brennenden Schmerz und einem meist halbseitigen, bandartigen Ausbreitung von Bläschen auf der Haut aus. Nach Abheilen des Ausschlags kann ein Nervenschmerz in einigen Fällen noch lange anhalten. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 300.000 Menschen an Gürtelrose, etwa fünf Prozent davon schwer.
Die kommerziellen Absichten der beiden Unternehmen BioNTech und Pfizer im Rahmen des neuen Gürtelroseimpfstoff-Projekts dürften den schätzungsweise rund drei Milliarden US-Dollar schweren Markt für Herpes-Zoster-Impfstoffe betreffen. In diesem Bereich ist bisher der proteinbasierte Totimpfstoff Shingrix, der eine Wirksamkeit von über 90 Prozent aufweist, zugelassen. Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline erzielte damit zuletzt rund 2,6 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz. Darüber hinaus ist auch ein Vakzin namens Zostavax des US-Pharmakonzerns Merck & Co. zugelassen, der auf inaktivierten Viren basiert.
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