Wie der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan am Montagabend ankündigte, sollen unter anderem Ersparnisse der Bürger vor Wechselkursschwankungen geschützt werden. Die türkische Lira reagierte darauf mit drastischen Kursgewinnen gegenüber dem US-Dollar und dem Euro von rund 25 Prozent, nachdem sie zuvor abermals auf historische Tiefstände gefallen war.
Wie Erdoğan nach einer Kabinettssitzung ankündigte, sollen Einlagen künftig gegen Verluste aus Wechselkursschwankungen geschützt werden. Sollten die Verluste größer ausfallen als die von Banken versprochenen Zinsen auf die jeweiligen Einlagen, so würden die Verluste ersetzt werden. "Keiner unserer Bürger muss von nun an seine Einlagen von Lira in ausländische Währungen tauschen, weil er befürchtet, dass die Wechselkursschwankungen Gewinne aus Zinszahlungen zunichte machen könnten", erklärte Erdoğan.
Darüber hinaus kündigte er weitere Schritte an. Unter anderem will die Regierung demnach auch Unternehmen helfen, sich gegen hohe Wechselkursrisiken abzusichern. Die Türkei habe weder die Absicht noch das Bedürfnis, "sich auch nur den geringsten Schritt" von der freien Marktwirtschaft und dem aktuellen Devisenregime zu entfernen, sagte Erdoğan.
In den Stunden vor seiner Ankündigung war es den zweiten Handelstag in Folge zu erheblichen Turbulenzen an den türkischen Finanzmärkten gekommen. Ein US-Dollar war erstmals mehr als 18 Lira wert gewesen, der Euro war auf mehr als 20 Lira gestiegen. Zuletzt kostete ein US-Dollar nur noch 13,27 Lira, für einen Euro mussten 14,97 Lira gezahlt werden. Auch die türkische Börse hatte zuletzt stark unter der Lira-Abwertung gelitten. Die Landeswährung hatte im laufenden Jahr bis zu Erdoğans Maßnahmenpaket deutlich mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.
Als Hauptproblem der Lira gilt der rapide Glaubwürdigkeitsverlust der türkischen Notenbank. Die Zentralbank befindet sich seit Spätsommer – ungeachtet einer hohen Inflation von zuletzt gut 21 Prozent – auf striktem Zinssenkungskurs. Durch die Kursverluste der Lira wird die Teuerung aber nur noch weiter angefacht – ein Teufelskreis. Präsident Erdoğan übt fortlaufend Druck auf die Notenbank aus, um die Zinsen weiter zu senken. Er hat bereits mehrfach Notenbankmitglieder entlassen, die sich seinem Kurs widersetzt hatten. Erdoğan vertritt – entgegen gängiger volkswirtschaftlicher Lehre – die Ansicht, hohe Zinsen förderten die Inflation.
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(rt de/dpa)