An dem Tag, als das Berufungsverfahren im Fall Julian Assange begann, erlitt der 50 Jahre alte WikiLeaks-Gründer einen Schlaganfall. Seine Verlobte und Mutter der gemeinsamen zwei Kinder, Stella Morris, verwies auf den permanenten Stress als Auslöser. Derzeit befindet sich Assange im Hochsicherheitsgefängnis im britischen Belmarsh. Die Möglichkeit einer Freilassung auf Kaution erhielt er nicht. Die USA hatte beim Londoner High Court zuletzt Erfolg: Der Berufung gegen das Auslieferungsverbot von Assange in die USA wurde stattgegeben.
Die Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlichte zum Berufungsfall folgendes Statement:
"Die USA legen Berufung gegen ein sorgfältig abgewogenes und ausführlich begründetes Urteil des Bezirksrichters ein, demzufolge der geistige Zustand von Herrn Assange so beschaffen ist, dass seine Auslieferung einer Gewalttat gleichkäme. Diese Entscheidung wurde nach einer Reihe von Anhörungen getroffen, die im April 2019 begannen und in einer vierwöchigen Beweisanhörung im September 2020 gipfelten, an die sich ein umfangreicher Austausch schriftlicher Stellungnahmen anschloss, bevor im Januar 2021 das Urteil erging."
Für den Berufungsrichter reichten die Zusicherungen Washingtons offensichtlich aus, um die Sorgen um seine Gesundheit auszuräumen.
Vor mehr als einem Jahrzehnt hatte Assange hunderttausende von Geheimdokumenten zum US-Militäreinsatz im Irak und in Afghanistan beschafft und veröffentlicht. Im Falle einer Auslieferung drohen dem Whistleblower 175 Jahre Haft. Seine Verlobte befürchtet, dass seine Gesundheit eine Auslieferung nicht durchstehen könnte.
In Schweden hatte man Assange Vergewaltigung vorgeworfen, kam aber am Ende zu dem Ergebnis, dass die Beweise für einer Verurteilung nicht ausreichten.
Jahrelang hatte Assange aus Sorge um eine Auslieferung nach Washington in der ecuadorianischen Botschaft Londons gelebt, bevor er gewaltsam aus dieser entfernt und inhaftiert worden war. Assanges Anwälte betonen, dass noch nicht alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft seien, man werde Berufung einlegen.
Der Bruder von Assange, Gabriel Shipton, sieht allerdings wenig Hoffnung, dass die britischen Gerichte eine Auslieferung noch aufhalten. Der einzige Weg wäre seiner Ansicht nach, dass die Biden-Regierung ihre Anklage gegen den WikiLeaks-Gründer aufhebt.
Elf Jahre ist es bereits her, dass Assange zum ersten Mal in Großbritannien verhaftet wurde, es ist sein drittes Weihnachten im Belmarsh Gefängnis.
Laut Shipton seien die Zugeständnisse, die die USA bei einer Auslieferung für die Sicherheit Assanges machten, "das Papier nicht wert":
"Wenn er ausgeliefert wird, können sie (die USA) seine Sicherheit im US-Gefängnissystem nicht garantieren. Er wird vermutlich sterben. Wenn nicht schon vorher. Wir leben in Angst."
Zwei Wochen bleiben noch, um gegen die Entscheidung Berufung einzulegen.
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