Der britische Premierminister Boris Johnson befindet sich im Mittelpunkt eines Skandals. Am 18. Dezember letzten Jahres, während eines strengen Lockdowns in Großbritannien, als Einwohner zu Hause bleiben mussten und nicht unter einem Dach zusammenkommen durften, soll im Sitz des Premierministers, in London, eine große Feier für Mitarbeiter seines Büros stattgefunden haben.
Nach Angaben des Daily Mirror haben die Beamten angeblich Essen, Getränke und Spiele auf einer Party während des Lockdowns genossen. Die Enthüllung sorgte für Wirbel in Großbritannien. Einige Parlamentsabgeordnete traten mit heftiger Kritik am britischen Regierungschef auf. Der Vorsitzende der Scottish National Party (SNP) Ian Blackford erklärte, Boris Johnson sollte zurücktreten, falls sich die Gerüchte über die Feier bewahrheiten würden:
"Menschen haben vieles geopfert und die britische Regierung lachte ihnen währenddessen ins Gesicht. Dieser Premierminister verlor offenbar das Vertrauen der Öffentlichkeit und auch das seiner Anhänger."
Boris Johnson dementierte entschlossen die Vorwürfe und erklärte, es habe keinen Verstoß gegen die Corona-Regeln in seinem Sitz gegeben. Eine Party sei nach seinen Worten während des Lockdowns nicht durchgeführt worden. Twitter-Nutzer aber scheinen ihm nicht zu glauben:
Die Geschichte entwickelte sich jedoch weiter. Für eine große Empörung der Parlamentsabgeordneten und der Bürger sorgte danach ein geleaktes Video, das sich schnell medial verbreitete. Es zeigt, wie die damalige Pressesekretärin von Johnson, Allegra Stratton, am 22. Dezember 2020 darauf trainiert wird, auf Fragen bezüglicher dieser Party in der Downing Street zu antworten. Die Frau lacht im Video und scherzt, dass es keine Party, sondern nur ein Arbeitstreffen mit Wein und Käse gewesen sei.
Daraufhin erklärte Stratton, bis vor kurzem die Beraterin des Premierministers, in Bezug auf den Leak ihren Rücktritt und entschuldigte sich für ihr Benehmen und die Witze:
"Meine Worte machten einen Eindruck einer leichtsinnigen Haltung gegenüber den Regeln, die die Einwohner des Landes damals einhalten mussten. Ich habe dies überhaupt nicht gewollt und werde das, was ich gesagt habe, bis ans Ende meiner Tage bereuen."
Auch Johnson ließ nicht lang auf seine Reaktion warten, versprach, den Vorfall zu untersuchen, und unterstrich noch einmal, dass seine Mitarbeiter die Regeln nicht verletzt hätten. Gegenüber den Abgeordneten antwortete er auf die direkte Frage, ob er im letzten Jahr an irgendwelchen Weihnachtsfeiern auf der Downing Street teilgenommen habe:
"Nein, ich habe keine Partys besucht."
Der Verstoß gegen Corona-Regeln hatte dem ehemaligen britischen Gesundheitsminister Matt Hancock schon im Juni sein Amt gekostet. Auf einem geleakten Foto war zu sehen, wie der Politiker seine Mitarbeiterin umarmt und küsst – das alles während der Tage, als in Großbritannien noch strenge Abstandsregeln galten. Die Kontakte zu Menschen aus anderen Haushalten waren zu dieser Zeit beschränkt. Die Öffentlichkeit hätte dem Minister womöglich die Untreue in der Ehe entschuldigt. Die Doppelmoral in Bezug auf die Einhaltung der Corona-Regeln aber wohl nicht.
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