Kreml: USA senken Schwelle für einen Atomschlag

Moskau ist besorgt über Washingtons Haltung zur Rolle von Atomwaffen und die Bereitschaft, die Schwelle für deren Einsatz zu senken. Nicht zuletzt deswegen droht bei einer Stationierung neuer Mittel- und Kurzstreckenraketen in Europa eine weitere geopolitische Krise.

Bei den USA sitzt die Bombe immer lockerer. Der Ersteinsatz von Atomwaffen wird nicht nur durch die Einführung neuer Modelle mit kleinerer Sprengkraft begünstigt, sondern auch aktiv in die US-Militärdoktrin integriert. Darüber hinaus könnte eine von den USA geplante Stationierung neuer bodengestützter Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa zu einer neuen geopolitischen Krise führen. Diese Besorgnis äußerte der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow am Donnerstag live im Ersten Russischen Fernsehen. Hier zitiert von der russischen Nachrichtenagentur TASS:

"Uns macht vieles Sorgen, was bei den US-Amerikanern hinsichtlich ihrer Haltung zur Rolle der Nuklearwaffen passiert. Sie senken die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen, bereiten sich doktrinär und materiell darauf vor."

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Auch die Umsetzung der Pläne der USA und Großbritanniens zur Stationierung von Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa kann zu einer weiteren geopolitischen Krise führen, warnte der Diplomat:

"Wir haben große Fragen bezüglich der Aussicht auf neue Mittel- und Kurzstreckenraketen in Europa, denn dahin entwickeln sich die Dinge. Hier bahnt sich offenbar eine neue Krise an."

Nicht zuletzt sei Moskau auch besorgt darüber, dass die Raketenabwehr "einen zunehmend globalen Charakter" erhalte.

Anfang September hatte sich Rjabkow bereits zu den Plänen des Pentagons geäußert, in Deutschland ein zusätzliches kombiniertes Waffenkontingent aus Feldartillerie, Raketen- und Luftabwehr zu stationieren. Er wies darauf hin, dass Russland die Gespräche mit den USA und der EU über ein beidseitiges Moratorium für die Stationierung von Mittel- und Kurzstreckenraketen in Europa nicht eingestellt habe.

Am 2. November 2021 hatte das Strategische Kommando (STRATCOM) der US-Streitkräfte den Beginn der jährlichen Übung Global Thunder 22 auf US-Staatsgebiet angekündigt. Erklärtes Ziel der Übung ist, die Möglichkeiten einer weiteren Verbesserung der Bereitschaft der Nuklearstreitkräfte und der strategischen Abschreckungsfähigkeiten der USA zu bewerten.

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