Das Gespräch führte Chris Sweeney
Es gab in den letzten 12 Monaten ein wahres Feuerwerk zum Thema UFOs, einschließlich der Bildung einer internationalen Koalition für die Forschung zu Außerirdischen und dem Start des sogenannten Galileo-Projekts der Harvard-Universität. Und dann gab es den bahnbrechenden Bericht des Pentagon, in dem zugegeben wurde, dass es Vorfälle mit "nicht identifizierten Luftphänomenen" gab, die nicht erklärt werden konnten.
Doch ein neues Buch "In Plain Sight" des preisgekrönten Investigativjournalisten Ross Coulthart könnte eine der interessantesten Entwicklungen sein. Coulthart hat in der UFO-Community keinen Ruf, den er wahren müsste, auch er hatte aber schon lange den Wunsch, der großen Frage nachzugehen: Sind wir im Universum wirklich alleine? In seinem englischsprachigen Interview mit RT sagt er:
"Das Thema hat mich schon immer fasziniert, vor allem wegen der vielen Tabus. Im Journalismus kann das schnell zum Stigma werden. Ich kann mich daran erinnern, dass Redakteure mir sagten, 'Ross, wir machen keine UFO-Geschichten'. Ich habe viele Beiträge über die nationale Sicherheit und über Geheimdienste geschrieben. Ich habe einen großen Teil der letzten 30 Jahre damit verbracht, über Kriege, Terrorismus und all das Elend dieser Welt zu berichten. Und viele meiner dabei entstandenen Kontakte – wenn ich sie darauf ansprach – wiesen die Frage nach der Existenz von UFOs nicht einfach zurück."
Coulthart wurde in Neuseeland geboren und war fasziniert von dem Vorfall im Jahre 1978, bei dem ein Kameramann Aufnahmen von einem Objekt machte, das neben einem Flugzeug über dem Ort Kaikoura auf der Südinsel Neuseelands flog. Wochen später schrieben die Behörden diese Erscheinung entweder dem Planeten Venus oder einer Reflexion von Fischerbooten zu.
"Als 16-jähriger Junge klang das für mich plausibel, also habe ich mir nicht viel dabei gedacht", gab er zu. Aber später, als Student an der Universität, konnte Coulthart seinen ersten Knüller landen, indem er die Augenzeugen des Vorfalls aufspürte, die ihm versicherten, dass es sich bei dem, was sie gesehen hatten, um ein solides Objekt gehandelt hatte.
Nun ein Sprung in die 1990er Jahre. Coulthart hatte sich als Journalist etabliert und arbeitete bei der australischen Investigativ-TV-Show "Four Corners" (Vier Ecken). Nach einem Drehtag auf einer Luftwaffenbasis wurde die Filmcrew von ihrem Gastgeber zu einem Drink in die hauseigene Bar eingeladen. Coulthart erinnerte sich an den Gastgeber:
"Nach einer Weile beugte er sich vor und sagte: 'Kann ich Ihnen eine Frage stellen? Warum veröffentlichen die Medien nie Geschichten über UFOs?' Ich gebe offen zu, dass ich gelacht habe und sagte: 'Weil diese Geschichten Müll sind'. Und er erwiderte: 'Nein, das sind sie nicht.' Ich wünschte, ich dürfte sagen, wer dieser Kerl war – er war ein sehr, sehr hoher Beamter, zu der Zeit einer der höchsten Beamten in unserem Militär."
Durch die Richtlinien der Mainstream-Medien behindert, gelang es ihm immerhin, im Jahre 2011 seine Chefs davon zu überzeugen, eine UFO-Geschichte zu bringen – aber auch nur, weil man Coulthart nach London geschickt hatte, um dort einen Rockstar zu interviewen, der kurzfristig absagte und man eine Lücke im Programm füllen musste.
Coulthart wühlte sich durch Berichte über eine UFO-Sichtung im Jahr 1980 in der Nähe der britischen Luftwaffenbasis der RAF Bentwaters und spürte einen gewissen Oberst Charles Halt auf, der behauptet hatte, ein unbekanntes Flugobjekt gesehen zu haben. Coulthart erinnerte sich: "Wir gaben dem Ganzen eine halbe Stunde Sendung und es ging völlig durch die Decke. Die Öffentlichkeit war sehr an dem Thema interessiert, und was uns vor allem umgehauen hat, waren die Anzahl der Leute, die beim Sender anriefen und eigene Informationen und Erlebnisse anboten."
"Sie kontaktierten mich aus ganz Australien und sagten, sie hätten ein ähnliches Objekt gesehen. Sie waren auch baff, dass ein Medium endlich über solche Geschichten berichtet. Auch fanden sie es toll, dass wir das Ganze nicht ins Lächerliche zogen – wir behandelten das Thema mit Respekt."
Das Buch "In Plain Sight" enthält eine detaillierte Analyse vieler UFO-Sichtungen, darunter Coultharts persönlicher Favorit von einem Mann, der im Freiluft-Kino in der südaustralischen Wüste in einem Liegestuhl saß, als ein zylindrisches Flugobjekt am Himmel erschien. Der Kinobesucher behauptete, er hätte Licht in den Fenstern des Flugobjekts sehen können.
Coulthart begann an dem Buch zu arbeiten, nachdem er Freiberufler geworden war und sich so von den Fesseln abweisender Redakteure befreit hatte. Und er sagt heute, dass das jüngste Eingeständnis des Pentagon, dass es da draußen etwas gibt, eine wirklich positive Entwicklung war.
"Es gibt im Wesentlichen genau eine gültige Linie, die von jeder der 'Fünf-Augen-Nationen' – Großbritannien, USA, Kanada, Neuseeland und Australien – nachgeplappert wurde. Wenn Sie fragten, ob diese UFOs real sind, dann beantworteten sie die Frage einfach nicht. Sie sagten lediglich, dass es kein nationales Sicherheitsproblem mit UFOs gäbe und dass sie keine Bedrohung für die Flugsicherheit darstellen würden. Aber im Juli dieses Jahres hat sich das alles dramatisch verändert. (...)
Jeder kann diesen Bericht aus dem Pentagon lesen. Es heißt darin sehr deutlich, dass UFOs eine Bedrohung für die Flugsicherheit und eine mögliche Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen. Es ist die vollständige Umkehrung zur bisherigen Haltung. Niemand im Pentagon erklärt, warum sie diesen Schritt gegangen sind, aber ich denke – und es wurde mir auch gesagt – weil sie erkannt haben, dass das Spiel aus ist. Sie mussten schließlich offenbaren, was sie wissen."
In seinem Buch geht Coulthart auf die Verbindung zwischen UFOs und Nuklear-Anlagen ein. "In Plain Sight" beginnt mit der Geschichte einer Frau namens Annie Farinaccio aus dem Jahr 1991, die zu einer Party auf eine US-amerikanische Basis in Australiens abgelegenem Gebiet North West Cape eingeladen war. Zwei Polizisten boten ihr an, sie zurück in die Stadt zu fahren, und sie hat nie vergessen, was sie während dieser Autofahrt gesehen hat. Coulthart schreibt:
"Annie saß wie gelähmt da. Sie sah durch die Windschutzscheibe nach oben und schrie, als da dieses gigantische dreieckige Flugobjekt mit Lichtern direkt über ihnen schwebte, während sie mit 100 km/h diese Straße entlang fuhren. Im Handumdrehen stieg das Objekt auf 1.000 Fuß [300 Meter] hoch und kam dann auf der linken Seite des Autos wieder tiefer. In dem Moment, während sie (mit den beiden Polizisten) flehte, heil in der Stadt anzukommen, raste das Objekt erneut auf 1.000 Fuß hoch und kam diesmal auf der rechten Seite des Autos wieder runter."
Die Militärbasis beherbergte sehr niederfrequente Sender, mit denen in Kriegszeiten Signale an US-Atom-U-Boote gesendet werden würden. Daher wurde Annie später von amerikanischen Beamten aufgesucht und im Stützpunkt befragt. Man erzählte ihr dann, dass sie einen Wetterballon gesehen hätte – obwohl das Flugobjekt einem solchen in keinerlei Weise ähnelte.
Das Buch zeichnet einen weiteren Vorfall in Russland nach, bei dem die Waffen in einem Atomraketen-Silo auf mysteriöse Art abschussbereit gemacht worden waren, und zwar ohne Zutun der diensthabenden Offiziere. Laut Coulthart geriet die Besatzung in Panik. Irgendeine fremde Intelligenz schien demonstrieren zu wollen, dass sie – egal was für Sicherheitssysteme vorliegen – diese Systeme durchbrechen könne. Falls es sich um eine Art von Intelligenz handelt, schien sie eine Botschaft aussenden zu wollen – sie scheint damit etwas über den Einsatz oder den möglichen Missbrauch von Atomwaffen ausdrücken zu wollen.
Das Buch enthält auch die Geschichte des Lehrers Andrew Greenwood aus Clayton Süd, einem Vorort von Melbourne. Zusammen mit seinen Gymnasiasten sah er eine metallische Scheibe am wolkenlosen Himmel auftauchen. Greenwood sprach mit den lokalen Medien, bevor er zum Schweigen gebracht wurde. Coulthart sagte:
"Ab hier werden die Dinge sehr unheimlich. Zwei Wochen nach dem Vorfall klopfte es an seinem Privathaus an der Tür. Vor der Tür standen ein uniformierter Mann – ein hochrangiger Beamter – und ein weiterer Herr, wahrscheinlich ein Bundespolizist oder ein Geheimdienstbeamter. Andrew ist noch immer wütend über die Art und Weise, wie man ihn behandelt hatte. Die beiden Herren drohten Andrew unumwunden und sagten: 'Wenn Sie weiter darüber reden, was Sie gesehen haben, werden wir dafür sorgen, dass Sie Ihren Job verlieren – wir werden behaupten, dass Sie als Lehrer ein Alkoholproblem haben.' Andrew hatte keinen Grund, Lügen zu erfinden und – was noch wichtiger war – das, was er gesehen hatte, wird von 167 Zeugen bestätigt, deren Aussagen nach letzter Zählung alle aktenkundig sind. Es ist wirklich der außergewöhnlichste Fall."
Coulthart hat weitere Fälle ausgegraben, darunter Hinweise auf geborgene Objekte nicht-menschlichen Ursprungs. Quellen behaupten, dass die USA und Russland jeweils Einrichtungen haben, in denen diese gelagert werden. Aber Coulthart sagt auch, er stehe, ohne Beweise dafür gesehen zu haben, solchen Behauptungen im Allgemeinen skeptisch gegenüber.
"Und das ist das größte Problem, das ich damit habe. Denn Regierungen sind verdammt unfähig darin, Geheimnisse zu bewahren, und ich würde meinen, wenn die Regierung der Vereinigten Staaten tatsächlich auf Geheimnissen wie diesen sitzen würde, dann wäre es inzwischen durchgesickert, und genau das war es nicht", sagt er. "Wenn man aber in den Archiven der US-Regierung nachschauen würde … deshalb habe ich mein Buch "In Plain Sight" (Klare Sicht) genannt. Die Beweise liegen genau dort, klar ersichtlich. Es gibt Archive der CIA, aus denen hervorgeht, dass sie mit dem US-Verteidigungsministerium zusammengearbeitet hat, um das, was in den Dokumenten als 'fliegende Untertassen' bezeichnet wird, aus Nepal und Afghanistan zu bergen."
Zusammen mit dem Buch hat Coulthart eine Dokumentation über UFOs produziert und wurde dabei von Medienkollegen und der Öffentlichkeit gleichermaßen ermutigt und unterstützt. "Die Resonanz war einfach überwältigend. Ich habe in meiner Karriere noch nie eine solche Reaktion wie zu diesem Thema erhalten", erklärt Coulthart. "Es war überwältigend. Ich bin jeden Tag ausgelaugt – ich wache morgens auf und finde buchstäblich 300 bis 500 E-Mails vor, von Leuten, die mir über ihre Sichtungen erzählen, von Leuten, die mir Informationen anbieten. Es ist, als hätten wir eine eitrige Wunde geöffnet und die ganze Realität platzt heraus."
Der Hauptzweck des Buches bestehe jedoch darin, den Nebel zu lichten. Laut Coulthart ist es fast so, als ob Teile der Medien nicht zugeben wollen, dass sie am Steuer geschlafen haben. "Die Medien haben hier versagt. Die Medien sind in den Mustern gefangen, denen zu folgen sie absurderweise in den 1960er Jahren von der CIA und der US-Luftwaffe ermutigt wurden."
"Die CIA hatte beschlossen, Geschichten über UFOs zu unterdrücken – ich weiß nicht warum, aber es wird behauptet, man hätte befürchtet, dass Leute, die UFOs melden, jenen Leuten in die Quere kommen könnten, die mit der Frühwarnung vor russischen Interkontinentalraketen gen USA befasst waren. Es ist ein absurdes Argument, dass man die Leute lediglich davon abhalten wollte, die Telefonleitungen bei NORAD (der nordamerikanischen Luftüberwachung und -verteidigung) mit ihren UFO-Sichtungen zu überlasten. Das ist einfach lächerlich."
Für einen Mann, der mit Worten umzugehen weiß, schließt Coulthart mit einer angemessenen und prägnanten Beschreibung dieses komplexen Themas. Obwohl er bisher nicht in der Lage war, alles herauszufinden, was Regierungen und Sicherheitsbehörden über UFOs wissen, sei ihm klar, warum das Thema als Zeitvertreib von Dummköpfen angesehen wird. "Wir wurden manipuliert", sagte er. "Genau das wurden wir."
Übersetzt aus dem Englischen.
Chris Sweeney ist Autor und Kolumnist, der für Zeitungen wie The Times, Daily Express, The Sun und Daily Record sowie für mehrere internationale Zeitschriften geschrieben hat. Man kann ihm auf Twitter folgen @Writes_Sweeney
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