Nur eine Woche nach Putsch: Israelische Delegation reist in den Sudan

Vor einem Jahr hatten beide Staaten beschlossen, ihre Beziehungen zu normalisieren. Die Regierung, die diesen Schritt beschloss, wurde letzte Woche vom Militär weggeputscht. Doch auch das Militär gilt als Befürworter dieses Prozesses.

Eine israelische Delegation hat die sudanesische Hauptstadt Khartum besucht. Das berichtete zuerst das sudanesische Nachrichtenportal Al-Sudani. Auch Mossad-Beamte sollen Teil der Delegation gewesen sein. Der Besuch erfolgte nur etwa eine Woche nach einem Militärputsch im afrikanischen Staat. Der Bericht führte nicht aus, was der konkrete Anlass für den Besuch war. 

Das Portal Walla schrieb, dass sich die israelische Delegation mit Abdel Rahim Hamdan Dagalo getroffen habe, der derzeit als stärkste Persönlichkeit unter den Putschführern angesehen wird. Der General hatte erst vor wenigen Wochen Israel besucht und sich dort mit Mitgliedern des israelischen Nationalen Sicherheitsrates sowie einigen Beamten des Büros des israelischen Ministerpräsidenten getroffen, wie die Times of Israel berichtete.

Israelische Regierungsvertreter haben sich zu den Berichten noch nicht geäußert. Auch eine offizielle Erklärung zu dem Militärputsch steht noch aus. Ein anonymer Regierungsvertreter bestritt jedoch gegenüber israelischen Medien den Vorwurf, dass Israel eine Rolle beim Putsch gespielt haben könnte. Zudem erklärte der stellvertretende israelische Außenminister Idan Roll, dass es zu früh sei, einzuschätzen, ob mit den neuen Machthabern im Sudan eine Fortführung der Normalisierungspolitik möglich sei oder nicht.

Der Besuch erfolgt vor dem Hintergrund enger diplomatischer Kontakte zwischen Israel und dem Sudan in den letzten Wochen. Im letzten Jahr hatten beide Staaten ein Abkommen zur Normalisierung ihrer Beziehungen abgeschlossen. Eine offizielle Aufnahme diplomatischer Beziehungen ist jedoch noch nicht erfolgt.

Am Freitag hatte ein hochrangiger US-Beamter erklärt, dass die Vereinigten Staaten nach dem Militärputsch in Khartum höchstwahrscheinlich nicht Druck auf den Sudan ausüben werden, um das Normalisierungsabkommen einzuhalten. Zwar unterstütze Washington nach wie vor den Prozess, jedoch sei die derzeitige Lage nicht förderlich für die weitere Annährung. Die sudanische Militärführung sei in diese Einschätzung involviert gewesen.

Das sudanesische Militär hatte in der letzten Woche erklärt, die demokratisch gewählte Regierung abgesetzt zu haben. Die Putschisten setzten den Ministerpräsidenten Abdalla Hamdok sowie zahlreiche weitere Regierungsbeamte fest. Andere sollen laut Medienberichten verschwunden sein. Das Militär reif einen Ausnahmezustand aus.

Mehr zum Thema - Putsch im Sudan: Ein Land – zu interessant, um sein Schicksal selbst gestalten zu dürfen