Ankara ist fest entschlossen, sich bei seinen Rüstungsplänen nicht von den USA abhängig zu machen. Die Türkei werde russische Kampfjets kaufen, sollten die USA keine F-16 Kampfflugzeuge als Ersatz für die F-35-Jets liefern, sagte jüngst Ismail Demir, der türkische Unterstaatssekretär für die Verteidigungsindustrie.
Die Vereinigten Staaten haben am Montag Äußerung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan nicht bestätigt, wonach Washington Ankara ein Angebot für den Verkauf von F-16-Kampfflugzeugen gemacht habe. Präsident Erdoğan hingegen bestätigte am Wochenende frühere Berichte, wonach die USA der Türkei die weniger fortschrittlichen F-16-Jets angeboten hätten, und zwar für jene Finanzmittel, die bereits für F-35-Jets gezahlt wurden: "Wir arbeiten an der Weiterentwicklung unserer Flotte, von der Modernisierung der in unserem Besitz befindlichen F-16 bis hin zu neuen, zusätzlichen F-16-Käufen."
Erdoğan präzisierte, Washington habe das F-16-Angebot als Gegenleistung für die Zahlung von 1,4 Milliarden Dollar gemacht, welche die Türkei für das gemeinsame Kampfflugzeugprogramm F-35 bereits geleistet hatte. Laut einem am Sonntagnachmittag bei Middle East Monitor erschienenen Bericht könne das Geschäft auf dem bevorstehenden G20-Gipfel in Rom Ende dieses Monats bei einem Zusammentreffen Erdoğans mit dem US-Präsidenten Joe Biden abgeschlossen werden. Doch die Nachrichtenagentur Reuters zitierte später am Sonntag den Sprecher des US-Außenministeriums Ned Price mit den Worten:
"Wir würden Sie an die türkische Regierung verweisen, damit sie sich zu ihren Beschaffungsplänen im Verteidigungsbereich äußert. Was ich sagen kann, ist, dass die Vereinigten Staaten keine Finanzierungsangebote für die F-16-Anfrage der Türkei gemacht haben."
Zu Beginn des Monats hatte die Nachrichtenagentur berichtet, dass die Türkei die Vereinigten Staaten um den Kauf von 40 von der Lockheed Martin Corporation hergestellten F-16-Kampfflugzeugen und fast 80 Modernisierungspaketen für ihre vorhandenen Kampfflugzeuge ersucht hätte. Ein früherer Deal über 100 Kampfjets F-35 desselben Herstellers war nicht zustande gekommen, weil die Vereinigten Staaten die Türkei 2019 als Reaktion auf den Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 aus dem Programm warfen. Der F-35 ist der teuerste und modernste Kampfjet, den die USA verkaufen, aber keineswegs unproblematisch.
Auf die Frage, ob es möglich sei, das für die F-35 bereits gezahlte Geld für den Kauf von F-16 zu verwenden, sagte Price: "Das Verteidigungsministerium befindet sich weiterhin in einer Phase der Streitbeilegung mit der Türkei bezüglich der F-35, aber ich möchte dem Ergebnis nicht vorgreifen." Der Kauf der S-400 durch Ankara hat Sanktionen der USA ausgelöst, die auch Demir persönlich betreffen. Im Dezember 2020 setzte Washington, D.C. die türkische Direktion für Verteidigungsindustrie, deren Leiter Ismail Demir sowie drei weitere Mitarbeiter auf eine schwarze Liste.
Angesichts der neuerlichen Widersprüche um den Kauf von US-Kampfjets erklärte Demir dem türkischen Nachrichtensender NTV zufolge, dass die Türkei andernfalls den Kauf russischer Su-35-Kampfjets in Erwägung zieht:
"Wenn die Vereinigten Staaten nach der Situation mit den F-35-Flugzeugen kein Abkommen über die F-16 genehmigen, wird die Türkei nicht ohne Alternativen dastehen. Die Frage der Su-35- und Su-57-Flugzeuge kann jederzeit wieder aufleben."
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