In einer Rede an das Parlament der Republik Angola zum Auftakt seiner viertägigen Afrikareise hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan harsche Kritik an der aktuellen Struktur des UN-Sicherheitsrates geübt. Die Türkei lehne den "westorientierten orientalischen Ansatz" in den Beziehungen zu afrikanischen Staaten ab, so der Politiker. Erdoğan sagte:
"Indem wir heute erklären, dass die Welt größer als fünf Staaten ist, widersetzen wir uns den Ungerechtigkeiten des globalen Systems. Wir glauben, dass das Schicksal der Menschheit nicht von einer Handvoll Staaten, die den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben, entschieden werden soll."
Erdoğan wies darauf hin, dass die Welt heute in fast allen Lebensbereichen Veränderungen erlebe. Daher sei nicht davon auszugehen, dass die globale Sicherheitsarchitektur gleich bleiben könne. Seiner Ansicht nach befinden sich auch Diplomatie, Handel und internationale Beziehungen aktuell im Umbruch. Deshalb sei es eine Ungerechtigkeit gegenüber den afrikanischen Staaten einschließlich Angola, Veränderungen zu ignorieren:
"Wir lehnen es ab, diesen Status quo in bilateralen Beziehungen zu akzeptieren, wenn eine Seite davon immer gewinnt und die andere verliert. Oder wenn immer eine Seite Produzent und die andere Konsument ist. Unser Ziel ist es, gemeinsam zu gewinnen, sich zu entwickeln, zu wachsen und voranzukommen."
Im September hatte der türkische Präsident angekündigt, sein Staat werde für eine Erweiterung von Rechten der nicht ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates kämpfen und es gebe schon eine Roadmap dafür.
Die UNO war im Jahr 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf der Konferenz von San Francisco gegründet worden. Aus der Charta folgt, dass das Ziel der Organisation in der Förderung von Zusammenarbeit zwischen Staaten sowie der Verhinderung von neuen globalen Konflikten ähnlich des Zweiten Weltkriegs besteht. Der Sicherheitsrat besteht aus 15 Mitgliedern der Organisation. Fünf Staaten – Russland, Großbritannien, die USA, China und Frankreich – haben den Status eines ständigen Mitglieds und verfügen über ein Vetorecht. Weitere zehn Staaten werden als nichtständige Mitglieder auf zwei Jahre gewählt.
Mehr zum Thema - Merkels letzter Besuch bei Erdoğan: Flüchtlingskrise und neue Bundesregierung im Fokus