Lockdown-Folgen: Zahl der psychischen Erkrankungen bei Kindern stark gestiegen

Einer Studie zufolge haben die in der Corona-Krise staatlich verordneten Einschränkungen zu einem deutlichen Zuwachs an psychischen Erkrankungen bei Kindern geführt – insbesondere bei Fällen von Depressionen, Angstzuständen, Einsamkeit und auch Selbstgefährdung.

Wie die Hilfsorganisation Save the Children am Freitag unter Berufung auf Daten des "Oxford COVID-19 Government Response Trackers" mitteilte, haben die Corona-Maßnahmen und insbesondere Lockdowns weltweit zu einer deutlichen Zunahme an psychischen Erkrankungen bei Kindern geführt. Fälle von Depressionen, Angstzuständen, Einsamkeit und auch Selbstgefährdung haben demnach deutlich zugenommen. In der Studie wurden die Umfrageergebnisse von mehr als 13.000 Kindern in 46 Ländern berücksichtigt.

Der Hilfsorganisation zufolge berichteten mehr als 83 Prozent der Kinder über einen Anstieg von negativen Gefühlen. Bei der Mehrheit der Kinder (96 Prozent) zeigten sich diese Gefühle weitaus stärker, nachdem die Schulen bereits mehr als 17 Wochen geschlossen waren. In Industrieländern blieben bis zu 50 Prozent der psychischen Erkrankungen unbehandelt, in den Entwicklungsländern seien es sogar zwischen 76 und 85 Prozent. Nach Aussage von Marie Dahl, Leiterin des Bereichs psychische Gesundheit von Save the Children, seien die Maßnahmen zwar wichtig, um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 einzudämmen, doch die daraus resultierende soziale Isolation könne bei Kindern Angst und Depressionen hervorrufen:

"Wird hier nicht reagiert, kann es zu Langzeitfolgen kommen – selbst wenn die Beschränkungen aufgehoben werden."

Seit Beginn der Corona-Krise hätten Kinder demnach an 184 Tagen unter staatlich verordneten Einschränkungen gelebt. In einkommensstarken Ländern wie Kanada mussten einige Kinder insgesamt 402 Tage zu Hause bleiben, in Europa waren es im Durchschnitt neun Monate. In Indien verbrachten Kinder im Schnitt 100 Tage zu Hause. Aber auch unregelmäßiger Online-Unterricht habe gestörte Routinen zur Folge gehabt und sich auf die soziale Interaktion, den Schlaf und das Wohlbefinden der Kinder ausgewirkt. Die Hilfsorganisation forderte alle Regierungen auf, der psychischen Gesundheit und dem geregelten Lernen von Kindern während und nach der Corona-Krise Priorität einzuräumen. 

Mehr zum Thema - Kinderärztin Ahaus: Die Folgen der Pandemie für Kinder sind schlimmer als das Virus selbst

(rt/dpa)