Pandora Papers: Neue Leaks enthüllt – Politiker, Geschäftsleute und Prominente unter Druck?

Geleakte Dokumente scheinen das Finanzgebaren Hunderter europäischer, nahöstlicher und südamerikanischer Staatsoberhäupter und anderer Prominenter aufzuzeigen. Immobilienimperien werden geschaffen und Millionen Euro an Steuergeldern nicht gezahlt.

Die sogenannten Pandora Papers, die von 14 Offshore-Bankinstituten stammen und vom Internationalen Konsortium für Investigative Journalistinnen und Journalisten (ICIJ) ausgewertet wurden, enthüllen die finanziellen Manöver von mehr als 100 Milliardären, 35 aktuellen und ehemaligen Staatsoberhäuptern und 300 Regierungsvertretern. Eine erste Charge von Informationen, die einer ausgewählten Liste internationaler Medien übergeben und von 600 Journalisten in Augenschein genommen wurde, ist am Sonntag veröffentlicht worden.

Nach Angaben des ICIJ nutzt zum Beispiel König Abdullah II. von Jordanien häufig Briefkastenfirmen, um sein globales Immobilienimperium zu verwalten. Berichten zufolge nutzte der Monarch zwischen 1995 und 2017 ganze 36 dieser Unternehmen, um 14 Luxusimmobilien in den USA und Großbritannien im Wert von mehr als 106 Millionen US-Dollar zu erwerben. Die Anwälte des Königs behaupten, er habe diese Scheinfirmen genutzt, um seine Privatsphäre zu wahren und nicht um Steuern zu hinterziehen.

Die Familie des Präsidenten Aserbaidschans Ilham Alijew hat in den vergangenen Jahren mit britischen Immobilien im Wert von fast 500 Millionen US-Dollar gehandelt, wie aus den geleakten Dokumenten hervorgeht. Eines dieser Grundstücke wurde von einer Alijew gehörenden Scheinfirma für stolze 90 Millionen US-Dollar an den Kronbesitz der britischen Königin verkauft.

Zwei führende EU-Politiker werden in den Leaks genannt: Der tschechische Premierminister Andrej Babiš, der über eine Briefkasten-Investmentgesellschaft ein 22 Millionen US-Dollar teures Schloss in Südfrankreich erworben hat, und der zyprische Präsident Nicos Anastasiades, der eine Anwaltskanzlei gegründet hat, die das Vermögen eines russischen Milliardärs versteckt haben soll.

Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair und seine Frau Cherie werden in dem Dossier ebenfalls erwähnt. Sie haben angeblich 422.603 US-Dollar an Grundsteuern hinterzogen, als sie ein 8,8 Millionen US-Dollar teures Londoner Büro kauften, das anteilig der Familie eines prominenten Senators aus Bahrain gehört. Die Blairs waren offenbar in der Lage, diese Steuern zu umgehen, indem sie die ausländische Holdinggesellschaft kauften, der das Büro gehörte.

Die Liste der geheimen Geschäfte der Staatsoberhäupter sei lang, heißt es. Sie umfasse auch den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij, den kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta, den libanesischen Premierminister Najib Mikati und Scheich Mohammed bin Rashid Al-Maktoum, den Premierminister von Dubai und Vizepräsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate.

Britische Medien wie der Guardian und die BBC nutzten jeweils ein Bild des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Cover ihrer entsprechenden Artikel zu den "Pandora Papers". Obwohl der Guardian Putin in einem Zusatzartikel über die "verborgenen Reichtümer von Putins innerem Kreis" fast 50 Mal erwähnte, musste er in seiner Berichterstattung zu den "Pandora Papers" zugeben, dass der russische Präsident "in den Akten nicht namentlich auftaucht". Stattdessen konzentrierte sich die Zeitung auf die Freunde des Präsidenten, darunter der milliardenschwere Geschäftsmann Gennadi Timtschenko und Putins angebliche frühere Freundin.

Auch mehrere Prominente werden in den Unterlagen erwähnt, darunter Popstar Shakira und der ehemalige indische Kricket-Superstar Sachin Tendulkar. Die Anwälte beider Persönlichkeiten betonen, dass deren Offshore-Bestände rechtmäßig und bei den Steuerbehörden angemeldet seien.

Offshore-Bankgeschäfte sind nicht illegal und werden häufig von Wohlhabenden genutzt, um Steuerzahlungen zu vermeiden, während Briefkastenfirmen häufig eingesetzt werden, um die Reichen aus politischen Gründen oder aus Gründen des öffentlichen Ansehens von ihren Besitztümern zu separieren. Solche Mechanismen machen es jedoch auch leichter, unrechtmäßig erworbene Gewinne vor den Augen der Strafverfolgungsbehörden oder der Aufsichtsbehörden zu verbergen. Fergus Shiel vom ICIJ erklärte der BBC:

"So etwas hat es noch nie gegeben, und es zeigt die Realität dessen, was Briefkastenfirmen anbieten können, um Menschen dabei zu helfen, Schwarzgeld zu verstecken oder Steuerzahlungen zu vermeiden."

"Sie nutzen diese Offshore-Konten, diese Offshore-Trusts, um für Hunderte von Millionen US-Dollar Immobilien in anderen Ländern zu kaufen und ihre eigenen Familien auf Kosten der Bürger zu bereichern."

Die geleakten Dokumente offenbaren jedoch einen Status quo, der nur wenige überraschen würde, insbesondere seit die Panama Papers von 2016 und die Paradise Papers von 2017 den Lesern bereits einen Einblick in die Welt des Offshore-Bankings boten.

Trotz der großen Namen, die in den jüngsten Dokumenten auftauchen, erwarten die hinter den Leaks stehenden Journalisten nicht, dass sich etwas ändert. ICIJ-Direktor Gerard Ryle sagte dem Guardian:

"Wenn es Staatsoberhäupter, Politiker und Beamte gibt, die alle diese Geheimhaltung nutzen und diese Welt ausnutzen, dann glaube ich nicht, dass wir ein Ende dessen sehen werden."

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