Nach Angaben des staatlichen Zentrums für Cybersicherheit in Vilnius sind bei einer Untersuchung von drei 5G-Smartphones der Hersteller Huawei, Xiaomi und OnePlus vier zentrale Cybersicherheitsrisiken festgestellt worden. Zwei davon seien mit vorinstallierten Apps verknüpft und die anderen beiden mit dem Risiko des Verlusts personenbezogener Daten und möglichen Einschränkungen der Meinungsfreiheit, teilte die dem Verteidigungsministerium des baltischen EU- und NATO-Landes unterstellte Behörde mit.
Bei der Analyse des Xiaomi-Geräts sei etwa festgestellt worden, dass es technisch die Fähigkeit besitze, die darauf heruntergeladenen Inhalte zu zensieren. Demnach könne es Begriffe wie "Freies Tibet" oder "Demokratiebewegung" erkennen und blockieren, hieß es in der Mitteilung. Diese Funktion sei bei in Europa verkauften Handys deaktiviert, könne aber jederzeit auch aus der Ferne eingeschaltet werden. Bei Huawei-Telefonen gebe es Bedenken in Verbindung mit dem offiziellen App-Store, der zu unsicheren Anbietern weiterleite. Bei OnePlus dagegen seien keine Sicherheitslücken entdeckt worden.
Die Regierung in Vilnius riet den litauischen Verbrauchern, den Kauf von Mobiltelefonen der chinesischen Hersteller zu vermeiden und bereits verwendete Geräte nicht mehr zu nutzen. Huawei wies nach einem Bericht der Agentur BNS die Bedenken zurück. "Benutzerdaten werden niemals außerhalb des Huawei-Geräts verarbeitet", teilte der litauische Vertreter des chinesischen Tech-Konzerns mit.
Nach Angaben der Behörde wurden die drei Hersteller für die Studie ausgewählt, weil in öffentlichen Datenbanken Cybersicherheitsrisiken in deren Produkten identifiziert worden waren. In Litauen selbst haben rund 200 öffentliche Stellen deren Mobiltelefone mit dem schnellen Mobilfunkstandard 5G erworben.
Auslöser der Verstimmungen: Taiwan
Zwischen Litauen und China war es in den vergangenen Monaten zu diplomatischen Spannungen gekommen. Hintergrund war die Entscheidung der Regierung in Vilnius, engere Beziehungen zu Taiwan aufzunehmen. Vor dem Hintergrund diplomatischer Spannungen hatte China am 10. August seinen Botschafter aus Litauen abgezogen. Das Pekinger Außenministerium teilte den Abzug von Shen Zhifei mit, nachdem Taiwan vor drei Wochen angekündigt hatte, eine Landesvertretung in Litauen eröffnen zu werden.
Peking sieht das demokratische Taiwan, das sich 1949 vom Festland abspaltete, als abtrünnige Provinz und nicht als unabhängigen Staat an. Die Volksrepublik lehnt jede Form formeller Beziehungen anderer Länder mit der Inselrepublik ab. Nur 15 Staaten weltweit erkennen Taiwan an und müssen dafür auf diplomatische Beziehungen zu China verzichten.
"Die Entscheidung verstößt schamlos gegen den Geist des Kommuniqués über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen China und Litauen und untergräbt Chinas Souveränität und territoriale Integrität ernsthaft", hieß es in der Erklärung des Pekinger Außenministeriums. "Die chinesische Regierung spricht sich kategorisch gegen diesen Schritt aus." China forderte auch Litauen dazu auf, seinen Botschafter aus Peking abzuziehen.
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