Ranghoher russischer Sicherheitsbeamter: Schicksal Afghanistans erwartet auch die Ukraine

Wie Afghanistan werde auch die Ukraine mit Waffen aus den USA geflutet, wo einige von den Waffengeschäften profitieren. Doch eines Tages werde sich Washington nicht mehr an seine Unterstützer in Kiew erinnern, prophezeit der Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew.

Einer der ranghöchsten russischen Sicherheitsbeamten hat angesichts des überstürzten Rückzugs Washingtons aus Afghanistan dessen Engagement für die Ukraine infrage gestellt und für das osteuropäische Land prognostiziert, dass Washington seine ukrainischen Verbündeten eines Tages ähnlich abrupt im Stich lassen werde.

"Kiew dient unterwürfig den Interessen seiner ausländischen Gönner und strebt nach einem NATO-Beitritt", sagte Patruschew der Zeitung Iswestija. "Aber wurde das gestürzte pro-amerikanische Regime in Kabul dadurch gerettet, dass Afghanistan den Status eines Hauptverbündeten der USA außerhalb der NATO hatte? (Nein). Eine ähnliche Situation erwartet die Befürworter der amerikanischen Entscheidung in der Ukraine", prophezeit der Politiker, der auch den Rang des Armeegenerals hat.

Patruschew, der früher an der Spitze des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB stand, sagte, die Afghanistan-Krise sei das Ergebnis der seiner Meinung nach inkompetenten Arbeit der Geheimdienste der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und anderer NATO-Länder sowie einer typischen falschen Überzeugung des Westens von der Richtigkeit seiner Entscheidungen. Er warf den Vereinigten Staaten vor, ihre afghanischen Verbündeten "der Willkür des Schicksals" zu überlassen, während die Militäroperation für den militärisch-industriellen Komplex der USA und diejenigen in den Streitkräften, die für die Finanzierung der afghanischen Armee zuständig seien, eine Goldgrube gewesen sei.

"Es gibt unter den Amerikanern einige, die von diesem Krieg profitiert haben und sich daher nicht sonderlich darum kümmern, was die Welt über die USA denkt", so Patruschew. Er wies darauf hin, dass etwa 90 Milliarden Dollar für die Ausbildung der afghanischen Soldaten ausgegeben wurden, während Informationen über Veruntreuungen nicht offengelegt werden. Außerdem hätten sich die USA "nicht einmal die Mühe gemacht, eine große Anzahl von Waffen und militärischem Eigentum aus dem Land zu schaffen, sondern alles einfach zurückgelassen", während der militärisch-industrielle Komplex und die Subunternehmer "Superprofite" einfahren.

Laut Patruschew gebe es Parallelen zur Situation in der Ukraine, da Washington das Land mit Waffen flute, für die es keine Verwendung hat, und das Anwachsen von Extremismus, Drogenhandel und ethnischem Unfrieden unterstütze. Seiner Meinung nach steuert die Ukraine auf eine Auflösung zu. Irgendwann würden sich die USA nicht einmal mehr an ihre dortigen Unterstützer erinnern, so wie es in Kabul geschehen ist.

Die Lage in Afghanistan werde bei einer der nächsten Sitzungen des russischen Sicherheitsrates ganz oben auf der Tagesordnung stehen, so Patruschew, der selbst Sekretär dieses Gremiums zur Beratung über innere und äußere Sicherheitspolitik ist. Er betonte, dass die vorrangige Aufgabe jetzt darin bestehe, die Kontrolle über die Migrationsströme zu gewährleisten und die Region vor Terroristen zu schützen, die als Flüchtlinge in die Region eindringen, sowie vor Waffen- und Drogenschmuggel.

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