Israel: Nun auch dritte Impfung für Menschen über 40 Jahre

Seit Anfang August erhalten über 60-Jährige in Israel eine Auffrischungsimpfung gegen das Corona-Virus. Knapp zwei Wochen später wurden auch die über 50-jährigen Israelis mit Booster-Shots versorgt. Nun wird die Altersgrenze wieder um zehn Jahre gesenkt.

Obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO und selbst der Leiter der Virologie der Berliner Charité, Christian Drosten, einen großen Zweifel an der Notwendigkeit einer dritten Impfung gegen das Coronavirus haben, wird in Israel versucht, einen Großteil der Bevölkerung mit Booster-Shots zu versorgen. Dies soll den erneut ansteigenden Infektionszahlen entgegenwirken. Trotz der hohen Impfquote von 78 Prozent in der Bevölkerung aller über 12-Jährigen verbreitet sich offensichtlich die Delta-Variante des COVID-19-Virus derartig schnell, dass das Land eine der höchsten Infektionsraten der Welt mit täglich fast 650 neuen Fällen pro einer Million Einwohner verzeichnet.

Da von den betroffenen Personen mehr als die Hälfte vollständig geimpft ist, soll nun die Wirksamkeit des nachlassenden Vakzinschutzes mit den Booster-Shots aufgefrischt werden. Entscheidend für die Drittimpfung ist, dass die zweite Impfung bereits fünf Monate zurückliegt. Das Gesundheitsministerium teilte am späten Donnerstagabend mit, dass mehrere Expertenteams die Empfehlung für die Ausweitung der Impfkampagne auf Menschen ab 40 Jahren gegeben hätten. Dabei wurde sich explizit dafür ausgesprochen, Schwangere, Lehrer, Arbeitskräfte im Gesundheitswesen sowie Menschen mit Behinderungen und Pflegekräfte zu impfen.

In Israel wird nahezu ausschließlich das BioNtTech/Pfizer-Präparat injiziert, das nach Zahlen des Gesundheitsministeriums seit Anfang Juni seine Effektivität immer mehr verlieren würde. Laut einer Vorabveröffentlichung des Forschungsinstitutes MHS habe der Schutz vor einer Coronainfektion im Juni und Juli proportional zum Impfzeitraum nachgelassen. Je früher die Impfungen stattfanden, desto größer die Gefahr, sich mit dem Virus zu infizieren. Bei den Untersuchungen wurde eingeräumt, dass auch das Immunsystem der Geimpften eine Rolle spielen könnte, da die ältesten Israelis als erste Bevölkerungsgruppe mit Vakzinen versorgt wurden.

Mit den Auffrischungsimpfungen wurden in Israel mittlerweile knapp 1,3 Millionen Menschen erreicht. Laut WHO Nothilfekoordinator Mike Ryan könne die Verteilung der dritten Dosis so verstanden werden, als würde man Menschen mit Rettungswesten eine weitere Weste geben, während Millionen andere ohne jeglichen Schutz der möglichen Infektion mit dem Virus ausgeliefert seien. Christian Drosten hält dazu eine Auffrischungsimpfung für unnötig, da die Schutzwirkung der Corona-Impfstoffe viel besser als beispielsweise bei den Impfstoffen gegen Influenza sei. Nur bei älteren Menschen und gewissen Risikogruppen halte er eine dritte Abgabe für sinnvoll.

Der 49-Jahre alte israelische Ministerpräsident Naftali Bennett hat entgegen dieser Meinungen am Freitag seine Auffrischungsimpfung erhalten - siehe Foto.

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