Es soll ja nicht gleich von Romantik die Rede sein. Aber die Hoffnung auf ein wenig Demut durch die Corona-Krise im Milliardenspiel Fußball gab es schon. Dietmar Hopp, Gesellschafter des Bundesligisten TSG Hoffenheim, erklärte noch im Januar im TSG-Klubmagazin SPIELFELD:
"Sicher erscheint mir, dass es ein Umdenken geben muss, denn viele Vereine sind in wirtschaftliche Not geraten, durch fehlende Zuschauereinnahmen und sicherlich auch durch Spielerverträge, die nicht mehr der Realität entsprechen."
Der Mäzen und Unternehmer Hopp, Mitbegründer des IT-Unternehmens SAP, war nicht der einzige Fußballfunktionär, der das Anfang des Jahres noch so sah.
Wenn Millionen Menschen in einer großen Krise unverschuldet in wirtschaftliche Probleme kommen und dem Fußballsport schnell eine Sonderrolle eingeräumt wird, sollte der Sport auch seiner sozialen Verantwortung und Vorbildrolle in der Gesellschaft gerecht werden, hieß es in den Vorstandsetagen der Bundesligisten. Sogar von Solidarität zwischen den Millionärs-Kickern und ihren Fans war die Rede.
Der Fall Barcelona und Messi zeigt: Alles Schall und Rauch. Zum Start in die neue Fußball-Saison läuft der Transfermarkt wieder heiß. Ungeachtet der riesigen Einnahmelöcher durch die COVID-19-Pandemie ist von Zurückhaltung keine Rede mehr, "wie unter anderem die knapp 19,5 Millionen Euro Jahresgehalt für David Alaba bei Real Madrid (trotz 300 Millionen Euro Einnahmeverlust in der vergangenen Saison) oder die 118 Millionen Euro Ablöse von Manchester City für Englands EM-Ersatzspieler Jack Grealish zeigen", stellt Focus online fest.
Beim FC Barcelona weist der jüngste Wirtschaftsbericht laut Focus online "eine astronomische Verschuldung von 1,17 Milliarden Euro aus". Da ist eine Weiterbeschäftigung eines Spielers mit einem Jahresgehalt von rund 140 Millionen Euro brutto selbst im fußballverrückten Spanien nicht möglich. Nach den Bestimmungen des Financial Fairplay der spanischen Liga dürfen Klubs nur 70 Prozent der Einnahmen für Gehälter ausgeben. Bei Barcelona sollen es mit Messi 110 Prozent gewesen sein.
Wie verhält sich nun der Megastar, der als 16-Jähriger von den Katalanen aus Argentinien nach Europa geholt worden war und dem Klub, mit dem er vier Champions-League-Titel und zehn spanische Meisterschaften holte, alles zu verdanken hat? Dankbar? Kommt er seinem vermeintlichen Herzensverein mit einem Gehaltsverzicht entgegen oder spielt für ein kleines symbolisches Entgelt? Für die Fans, die ihn vergöttern und um zur sportlichen und wirtschaftlichen Rettung des Vereins beizutragen?
Keineswegs. Er schaut schon nach noch mehr Geld. Ein Wechsel zum französischen Meister Paris Saint-German soll vor dem Abschluss stehen. Und dessen Präsident, der katarische Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, geschätztes Vermögen von zwei Milliarden Euro, winkt dort mit einem noch größeren Scheck. Fußball am Ausgang der Pandemie: Business as usual statt Romantik.
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