Israel hat den Konsumgüterriesen Unilever gewarnt, dass es eine rechtliche Reaktion gegen eine seiner Tochtergesellschaften, Ben & Jerry's, erwägt. Ben & Jerry's hatte am Montag angekündigt, seine Vereinbarungen zum Verkauf von Eiscreme in illegalen israelischen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten zu beenden.
Der israelische Premierminister Naftali Bennett telefonierte daraufhin mit Unilever-CEO Alan Jope und nannte den Boykott eine "eklatante anti-israelische Maßnahme". Bennett erklärte, Israel werde "aggressiv gegen jede Boykottmaßnahme vorgehen, die sich gegen Zivilisten richtet." Der israelische Botschafter in den USA hat mehrere Gouverneure von Bundesstaaten kontaktiert und sie aufgefordert, Anti-Boykott-Gesetze gegen die Eiscreme-Marke zu erlassen.
Der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, vermied es, eine direkte Stellungnahme zu dem Thema abzugeben. Dennoch wiederholte er die Linie der US-Regierung gegen die Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung (BDS), die, so Price, Israel "unfairerweise ausgrenzt". Einige kleinere Lebensmittelketten in New York City – Heimat einer großen jüdischen Gemeinde – reagierten, indem sie erklärten, sie würden "Ben & Jerry's"-Produkte reduzieren oder aus ihren Regalen entfernen.
Die Entscheidung des in Vermont ansässigen Unternehmens folgte auf eine Kampagne von pro-palästinensischen Aktivisten. Die Firma sagte, dass der Verkauf ihrer Produkte in den besetzten Gebieten "unvereinbar mit ihren Werten" sei. Unilever erwarb Ben & Jerry's im Jahr 2000. Im Rahmen des Deals erhielt die Eiscreme-Marke im Vergleich zu anderen Tochtergesellschaften ein relativ hohes Maß an Autonomie.
Das Unternehmen hat einen eigenen unabhängigen Vorstand und die Freiheit, seine eigene soziale Unternehmensmission und Markenintegrität zu verfolgen. Es hat zuvor unter anderem politische Bewegungen wie Black Lives Matter unterstützt. Auch hatte das Unternehmen vor den Präsidentschaftswahlen 2016 und 2020 seine Unterstützung für den linken Kandidaten Bernie Sanders ausgesprochen.
Laut der Ankündigung vom Montag wird das Unternehmen den Vertrag mit seinem israelischen Partner nicht verlängern, wenn er 2022 ausläuft. Nichtsdestotrotz wird das Unternehmen weiterhin Eiscreme im Rest Israels "durch eine andere Vereinbarung" verkaufen. Etwa 700.000 Israelis leben in illegalen Siedlungen, die in den besetzten Gebieten gebaut wurden.
Mehr zum Thema - Israel boykottiert Ben & Jerry's – "antiisraelisch und antijüdisch"