Der Westen Nordamerikas wird derzeit von einer intensiven Hitzewelle heimgesucht. Die Temperaturen in den westlichen Bundesstaaten der USA und Kanadas liegen im Durchschnitt bei 45 Grad Celsius und darüber. Im kalifornischen Death Valley wurden vergangene Woche mehrere Tage infolge Temperaturen von über 52 Grad Celsius gemessen, am Samstag sogar 54 Grad Celsius. In Las Vegas waren es 47 Grad Celsius, im kanadischen Vancouver 49,6 Grad Celsius. Die Folge sind nicht nur verheerende Waldbrände wie etwa im kalifornischen Yosemite-Nationalpark, sondern auch direkte gesundheitliche Konsequenzen für die lokale Bevölkerung.
Besonders bedrückend ist, dass die Hitzewellen mittlerweile seit Wochen anhalten – mit kaum Abkühlung zwischendurch. Bereits Anfang des Monats meldeten die Behörden von British Columbia, der westlichsten Provinz Kanadas, dass 468 Personen infolge der Hitzewellen gestorben seien. Mittlerweile dürfte sich die Opferzahl deutlich erhöht haben. Die Behörden forderten die Bevölkerung eindringlich auf, Zuhause zu bleiben und genügend zu trinken.
Das gilt auch für die USA: In nahezu ganz Kalifornien und in großen Teilen Nevadas gilt nach wie vor die höchste Warnstufe. Als gefährdet gelten dann nicht nur Ältere oder Kranke, sondern alle. "Versuchen Sie, cool (kühl) zu bleiben!", schrieb die Behörde auf Twitter und rief die Menschen auf, ausreichend zu trinken, sich in gekühlten Räumen oder im Schatten aufzuhalten.
Während der Westen Nordamerikas unter einer enormen Hitzewelle leidet, wird in Deutschland vor Unwettern mit Starkregen gewarnt – insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet in manchen Regionen mit Überflutung von Kellern und Straßen, mit Hochwasser in Bächen und Flüssen, mit Erdrutschen und örtlich auch mit Blitzschäden. In manchen Regionen sollen bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter zu erwarten sein.
Im Gespräch mit RT DE äußerte sich Andreas Matzarakis, Professor für Umweltmeteorologie und Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes in Freiburg, über den Zusammenhang beider Phänomene. Die gesamte Situation zwischen Europa und Nordamerika sei zusammenhängend durch den Jetstream, den Strahlstrom:
"Es ist typisch für solche Hitzewellen, die haben wir schon in den 60er und 70er Jahren beobachtet, dass man, wenn wir so eine Situation haben in Westeuropa, wo es viel regnet, entsprechend 1.000 bis 2.000 Kilometer weiter östlicher oder westlicher solche Hitzewellen hatte."
Für Matzarakis besteht jedoch die Besonderheit dieser Situation darin, dass sich die Hitzewelle so lange stabil halte, was auch zu den drastischen Folgen für Menschen und Umwelt führe. Der Umweltmeteorologe betont:
"Das ganze wird gesteuert durch den Jetstream, das ist der Strahlstrom, und der ist momentan etwas außergewöhnlich. Er führt dazu, dass wir eine Stagnation haben. Das heißt, es bewegt sich nicht sehr viel in einem Gebiet."
Diese Situation bedinge, dass die Hitzewelle in Nordamerika so intensiv sei. Laut Matzarakis könne das "teilweise auch in Verbindung mit dem Klimawandel gebracht werden". Der Klimawandel führe nämlich nicht nur zu einem Anstieg der mittleren Temperaturen, sondern auch dazu, "dass die Extremsituationen intensiver werden". Er befürchtet, dass Hitzewellen wie die aktuelle in Nordamerika häufiger auftreten werden. Zudem könnten diese "intensiver und stärker sein und länger andauern". Auffällig sei insbesondere die "Anhäufung von Hitzewellen", dies sei ein "Alarmsignal".
Gleichzeitig warnt Matzarakis davor, jedes einzelne Wetterphänomen auf den Klimawandel zu schieben:
"Nicht jede Hitzewelle ist bedingt durch den Klimawandel."
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