Russisches Gas für Europa: "Goldene Verbindung" zwischen Serbien und Ungarn

Über die Pipeline Balkan Stream, einem Ableger der TurkStream-Pipeline, wird Serbien seit Jahresanfang vom russischen Energieriesen Gazprom kostengünstig mit Erdgas beliefert. Nun wurde Ungarn an den Strang angeschlossen, der die Länder Süd- und Südosteuropas mit Gas versorgen soll.

Ein Gastbeitrag von Marinko Učur, Banja Luka

Die Gaspipeline Balkan Stream, der zweite Strang im Rahmen von TurkStream, hat seinen erwarteten Nutzen für Serbien bereits unter Beweis gestellt. Der Gaspreis sank seit Januar aufgrund der Wirtschaftlichkeit des Transports von der russischen Schwarzmeerküste drastisch von 240 auf 155 US-Dollar pro tausend Kubikmeter. Nun wird das russische Gas aus der Türkei über Bulgarien und Serbien auch nach Mitteleuropa und in zahlreiche Länder in Süd- und Südosteuropa fließen.

Dazu wurde am Sonntag eine weitere Etappe auf dieser Route abgeschlossen. Das serbische staatliche Unternehmen "Srbijagas" und der ungarische Gas-Fernleitungsnetzbetreiber FGSZ haben die Balkan-Stream-Gaspipeline an der Grenze zu Ungarn verknüpft. Symbolisch zogen Schweißer die letzte Naht nahe der Stadt Horgoš.

Wie der staatliche serbische Fernsehsender RTS berichtet, sei somit der Balkan-Zweig der Pipeline "komplett". Die ersten Auslieferungen des russischen Gases werden ab dem 1. Oktober erfolgen. 15,75 Milliarden Kubikmeter Gas sollen dann zu Kunden Mitteleuropas fließen.

Offizielle Vertreter Ungarns und Serbiens verhehlen nicht ihre Zufriedenheit mit diesem Großprojekt, das nun seine Endphase erreicht hat. Es werde den Ländern Mitteleuropas, aber auch den Transitmärkten in Serbien, Bulgarien und Bosnien-Herzegowina eine Energieunabhängigkeit bringen, wurde betont.

Der Geschäftsführer des serbischen Gaskonzerns "Srbijagas", Dušan Bajatović, zeigte sich erfreut, dass sein Land nun eine wichtige Transitstation und ein Knotenpunkt für den russischen Gastransport sein wird. Somit wird es selbst auch nicht mehr auf die Gaslieferung aus der Ukraine angewiesen sein. Bajatović erklärte: 

"In Serbien wird niemand mehr frieren, und der Gaspreis für die Haushalte wird sich auch ab Herbst nicht ändern."

Der Vorstandsvorsitzende der FGSZ, Ferenc Szabolcs, erklärte:

"Wenn in diesem Beruf zwei Rohre, die aus zwei Ländern kommen, an der Grenze angeschlossen werden, nennt man das eine goldene Verbindung".

Das bedeute zugleich, dass man vor dem Abschluss des Projekts stehe und dass die Gasversorgung in Kürze beginnen werde, so Szabolcs weiter.

Genauso wie ein weiteres großes russisches Energieprojekt – Nord Stream 2 –, das sich kurz vor der Fertigstellung befindet, war auch die Pipeline TurkStream Androhungen von US-Sanktionen ausgesetzt. Washington hatte angekündigt, die daran beteiligten Unternehmen mit Strafmaßnahmen zu belegen.

Serbien, das zuvor russisches Gas über Ungarn und die Ukraine erhalten hatte und billigere Importe forderte, verteidigte erfolgreich sein Recht, Lieferanten selbst auszuwählen. Belgrad verwies stets darauf, dass die russischen Bedingungen für das Land die günstigsten seien. 

Zugleich schuf der Bau des Balkan-Zweiges von TurkStream durch Serbien auch die Voraussetzung dafür, dass russisches Gas an Kunden in anderen Balkanländern billiger geliefert werden kann, obwohl die Amerikaner betonten, dass Länder, die eine EU-Mitgliedschaft anstrebten, wie etwa Bosnien-Herzegowina, "ihre Energiepolitik in Einklang mit der EU bringen müssen".

Aus dem zweiten Strang der Pipeline, über Serbien und Ungarn, soll das russische Gas weiter zur österreichischen Erdgasdrehscheibe Baumgarten fließen. Neben der Türkei, Serbien und Bosnien-Herzegowina beziehen derzeit auch Bulgarien, Griechenland, Nordmazedonien und Rumänien Gas über TurkStream.

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