Russland-Experte: "Chancen für gemeinsamen Nenner zwischen Biden und Putin stehen nicht schlecht"

Der Russland-Beauftragte des Bundesforums Mittelstand zeigt sich im Vorfeld des Gipfeltreffens zwischen den Präsidenten Russlands und der Vereinigten Staaten vorsichtig optimistisch. Im Rahmen der Versuche der USA, ihre Hegemonie zu wahren, halte er dennoch eine Verständigung mit Moskau möglich.

Siegfried Fischer, der Russland-Beauftragte des Bundesforums Mittelstand, hat im Interview mit RT DE erklärt, dass er reale Chancen für eine positive Entwicklung der Beziehungen zwischen Russland und Vereinigten Staaten sieht.

Fischer sagte, dass die Gründe für die Verschlechterung der US-amerikanisch-russischen Beziehungen in den letzten Jahren auf beiden Seiten zu suchen seien. Das sei ein "unaufhaltsamer Prozess, wenn der eine etwas tut, was der andere nicht akzeptiert oder falsch interpretiert". Die "zunehmende Funkstille" zwischen den beiden Großmächten sei für die Krise in den Beziehungen mitverantwortlich.

Dennoch stehen aus seiner Sicht die Chancen für eine Wiederannäherung im Zuge des Gipfeltreffens zwischen dem US-Präsidenten Joe Biden und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin nicht schlecht. Beide Präsidenten hätten sich im Vorfeld dahingehend geäußert, dass sich die Beziehungen nicht weiter verschlechtern dürfen. Sowohl Russland als auch die Vereinigten Staaten von Amerika hätten signalisiert, dass sie auf der Suche nach übereinstimmenden Interessen seien. Zugleich sei es positiv, dass beide Seiten versuchen würden auszuloten, wo divergente Interessen vorliegen. So könne man sich besser respektieren.

Es sei falsch, so Fischer, die Außenpolitik von der Wirtschaft zu trennen. Den USA gehe es darum, ihre Vormachtstellung in einer multipolaren Welt – auch wenn Washington sie nicht als solche anerkennt – wiederherzustellen und zu festigen. Um dieses Ziel zu erreichen, versuche Washington, möglichst viele Partner zu gewinnen. Obwohl Russland "schon immer der Erzfeind des US-Establishments" gewesen wäre, sei es für die USA noch schwieriger, mit den "Chinesen umzugehen", sollten diese eine noch engere Beziehung mit Russland knüpfen. Fischer verwies in diesem Zusammenhang auf die wahrscheinliche Aufhebung der US-Sanktionen gegen Iran im Zuge der Wiederbelebung des Atomdeals von 2015.

Es gehe daher darum:

"Kann Russland sich jetzt sowohl gegenüber Europa als auch gegenüber den USA als auch gegenüber China so positionieren, dass es nicht nur anerkannt wird als eine Kernwaffenmacht, sondern eben auch als ein ökonomisch wertvoller Partner, wenn auch für wenige Gebiete?"

Die Aufteilung der Arktis zwischen den USA und Russland werde sich zu einem "wichtigen Problem" entwickeln. Fischer erwähnte außerdem die Bemühungen in Washington, Chinas Neue Seidenstraße einzugrenzen, als Beispiel für ein mögliches Thema in den künftigen Beziehungen zwischen den USA und Russland.

Zugleich warnte Fischer vor zu viel Optimismus. Man müsse abwarten, was der Gipfel wirklich bringt.

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