Neue Gewalt droht, wenn am 10. Juni israelische Nationalisten mit einem Flaggenmarsch durch Ostjerusalem ziehen. Der Flaggenmarsch vom 10. Mai, mit dem am "Jerusalem-Tag" die israelische Eroberung des Ostteils der Stadt 1967 gefeiert wird, musste wegen der militärischen Konfrontation verschoben werden. Den Aufruf zu dem Flaggenmarsch unterstützt ein Bündnis von rechten und ultrareligiösen Parteien.
Die Palästinenser betrachten Ostjerusalem als künftige Hauptstadt, Israel beansprucht dagegen ganz Jerusalem als Hauptstadt.
Bei einem Aufmarsch im April der israelischen rechtsextremen Gruppierung Lehava wurden Palästinenser unter Rufen wie "Tod den Arabern" durch die Straßen gejagt und deren Hab und Gut attackiert, was den Konflikt mit den Palästinensern anheizte.
Die Organisatoren betonen zwar, dass die Mehrheit der oft mehrere Zehntausende umfassenden Flaggenträger nicht auf Gewalt abzielt. Doch dieses Mal gebe es "die reale Gefahr", dass sich Gewalttäter in den Marsch einreihen, heißt es in einem von Times of Israel zitierten Statement.
Der Marsch findet nur wenige Tage vor dem Termin statt, zu dem die neue mögliche Regierungskoalition in der Knesset (dem Parlament) vorgestellt wird. Ihr gehören mehrere Parteien mit starker Verwurzelung in der nationalistischen Bewegung an. Das werde die Auseinandersetzungen um den Flaggenmarsch intensivieren, so die Times of Israel.
Zur gleichen Zeit betont in Gaza der Führer der Hamas, Yahya Sinwar, die Kampfbereitschaft seiner Organisation. Sie hätte in den jüngsten feindlichen Auseinandersetzungen mit Israel ihre Kräfte "nur halb eingesetzt", zitiert ihn die israelische Haaretz. Eine weitere Eskalation könne "den Nahen Osten gravierend verändern".
Sinwar wies darauf hin, dass die jüngste Eskalation mit Israel ihren Ausgang in Demonstrationen in Ostjerusalem hatte. "Wir haben gezeigt, dass wir die Al-Aqsa[-Moschee] verteidigen! Das ist ein strategisches Ziel für Palästina." Die Hamas hätte nur 90 Kämpfer verloren, obwohl es das Ziel des israelischen Militärs gewesen sei, 10.000 außer Gefecht zu setzen.
Die öffentliche Rede des Hamasführers fand nur Stunden nach dem Aufruf zu dem israelischen Flaggenmarsch statt. Dieser führt durch Gassen in Ostjerusalem von mehrheitlich arabischen Händlern. Die Polizei hat Änderungen an der Marschroute angeordnet. Dennoch führt sie bis zur Klagemauer am Tempelberg.
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